🌊 Einmal schon liebte ich dich von Francisca Stoecklin – Ein Gedicht über Liebe, Erinnerung und die Tiefe der menschlichen Seele
Gedicht:
Einmal schon liebte ich dich
von Francisca Stoecklin (1894–1931)
Einmal schon liebte ich dich
Und das Meer, das Meer.
Doch lichter waren damals
Die Seelen, ungetrübt
Von dunklen Taten.
Es sangen unsere Liebe
Strahlend die Sterne,
Und das Meer, das Meer.
Wieviel hundert Jahre
Sind seitdem vergangen,
Wieviel Leiden und Tode
Und Sterne. Wo blieben
Die Seelen so lange?
Wir halten uns schweigend
Die schauernden Hände.
Wir blicken uns tief
In die fragenden Augen.
Noch singen die Sterne
Und das Meer, das Meer.
Aber unfaßbar ewig
Ist die Vergangenheit
Der menschlichen Seele.
Analyse: Eine poetische Reise durch Zeit, Liebe und Wiedererkennen
Francisca Stoecklin, eine der bedeutenden schweizerischen Lyrikerinnen des frühen 20. Jahrhunderts, verwebt in diesem Gedicht romantische Erinnerung mit metaphysischem Staunen. Ihre Sprache ist sanft, mystisch, und zutiefst berührend.
1. Liebe über Zeiten hinweg
Die Zeilen „Einmal schon liebte ich dich“ eröffnen das Gedicht mit einer erstaunlichen Tiefe:
Hier spricht eine Seele, die nicht zum ersten Mal liebt – sondern sich an eine frühere Liebe erinnert, vielleicht aus einem früheren Leben.
➡ Das Motiv der Wiedergeburt, der ewigen Verbundenheit zweier Seelen zieht sich durch den Text.
2. Das Meer und die Sterne – Symbole für Ewigkeit
Das immer wiederkehrende „das Meer, das Meer“ und die singenden Sterne stehen als kraftvolle Symbole für das Unveränderliche, das Zeitlose.
Sie verbinden Vergangenheit und Gegenwart, Tod und Leben, Traum und Wirklichkeit.
3. Schmerz, Schuld und Vergänglichkeit
Stoecklin beschreibt, wie die Seelen „lichter“ waren – reiner, unbelasteter.
Im Kontrast dazu steht das Heute: geprägt von „dunklen Taten, Leiden und Tode.“
➡ Eine Reflektion über menschliche Schuld, über seelische Entwicklung – und über das, was in uns nicht vergeht, aber vielleicht vergessen wird.
4. Das stille Wiedererkennen
Die Szene in der Gegenwart – das schweigende Händehalten, die fragenden Augen – berührt besonders:
Zwei Menschen erkennen sich, ohne es ganz zu begreifen.
Es ist ein Wiedersehen jenseits der Worte – ein Erkennen auf Seelenebene.
Fazit: Liebe, Erinnerung und die Tiefe der Seele
💡 Francisca Stoecklin gelingt ein Gedicht, das über Zeit und Raum hinausgeht.
Ein poetisches Nachdenken über die Fragen, die uns alle bewegen:
Woher kommen wir? Wohin geht Liebe, wenn Zeit vergeht? Was bleibt von uns – und was findet sich wieder?
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