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Beppo der Straßenkehrer – Eine zeitlose Lebensweisheit aus Momo von Michael Ende

🤖 Fragen zum Nachdenken:
Hoffnung ist die stille Kraft, die uns trägt – sie lebt in jedem Lichtblick, auch wenn er klein ist.

Es gibt Geschichten, die so einfach erzählt sind, dass sie ein Leben lang begleiten können. Eine dieser Geschichten stammt aus dem berühmten Buch Momo von Michael Ende: Die Geschichte von Beppo, dem Straßenkehrer. Sie lehrt uns, wie wir mit langen Wegen, großen Aufgaben und scheinbar unüberwindbaren Problemen umgehen können – Schritt für Schritt.


Die Geschichte von Beppo, dem Straßenkehrer

Er fuhr jeden Morgen lange vor Tagesanbruch mit seinem alten, quietschenden Fahrrad in die Stadt zu einem großen Gebäude. Dort wartete er in einem Hof zusammen mit seinen Kollegen, bis man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte Straße zuwies, die er kehren sollte.

Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit.

Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig: Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter: Schritt – Atemzug – Besenstrich.

Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat.

Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte.

“Siehst du, Momo”, sagte er dann zum Beispiel, “es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.”

Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort:
“Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.”

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter:
“Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.”

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte:
“Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.”

Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort:
“Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.”

Er nickte vor sich hin und sagte abschließend:
“Das ist wichtig.”

(Aus dem Buch Momo von Michael Ende)


Die Botschaft von Beppo

Beppos Worte klingen simpel – und doch steckt in ihnen eine tiefe Lebensweisheit:

  • Große Aufgaben wirken erdrückend, wenn wir sie als Ganzes betrachten.
  • Wer sich hetzt, verliert die Freude, die Kraft und oft auch die Hoffnung.
  • Der Schlüssel liegt darin, sich nur auf den nächsten Schritt zu konzentrieren.

Genau darin liegt auch die Magie des Lebens: Nicht in der Angst vor dem ganzen Weg, sondern im Vertrauen auf den nächsten Atemzug.


Stilblüten, die uns begleiten können

  • „Eine lange Straße wird mit Besenstrichen gemeistert, nicht mit Angst.“
  • „Die Freude liegt nicht am Ziel, sondern im Rhythmus von Schritt, Atemzug, Besenstrich.“
  • „Wer auf den nächsten Schritt vertraut, wird nicht außer Puste geraten.“
  • „Das Geheimnis des Lebens ist nicht Eile, sondern Geduld.“

Schlussgedanken

Beppo der Straßenkehrer ist mehr als eine Figur aus einem Kinderbuch. Er ist ein Sinnbild dafür, wie wir unser Leben gestalten können: achtsam, geduldig und mit Freude am Tun.

Ob es um persönliche Krisen, berufliche Herausforderungen oder lange Wege im Alltag geht – wir müssen nicht heute schon die ganze Straße gehen. Es reicht, den nächsten Schritt bewusst zu tun.

Und vielleicht merken wir dann irgendwann – ganz wie Beppo – dass wir die lange Straße schon hinter uns gelassen haben. Ohne Hast. Ohne Angst. Und mit einem guten Gefühl.

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