Der Mann, der den Gott der Unterwelt an der Nase herumführte | Ein Märchen aus Japan

Ein Märchen aus Japan: Der Wurzelgallertedisput
Novellen - Kurzgeschichten - Bücher - Daniela Noitz
Es war einmal vor langer Zeit ein interessanter Mann namens Sasuke. Eines Tages wurde Sasuke krank und starb. Also kam er auf seinem Weg in das Reich der Toten vor den Emma, den Gott der Unterwelt. Auf die Frage, wer er sei, antwortet er: „Mein Name ist Sasuke, und es gibt wohl auf der ganzen irdischen Welt keinen Mann, der die Menschen mehr belustigt und erfreut hat als ich. Deshalb werde ich bestimmt auch ins Paradies geschickt.“

Der Emma erwiderte darauf: „Du hast während deines irdischen Lebens aber auch ganz schön viele Lügen erzählt, weshalb ich dich so einfach nicht ins Paradies lassen kann. Ich werde also die Entscheidung, ob ich dich in die Hölle oder ins Paradies schicke, von deiner Rechtfertigung abhängig machen. Was hast du also während deines irdischen Lebens gemacht?“

„Während meines irdischen Lebens habe ich absolut alles gemacht, “ war die schlagfertige Antwort.
Woraufhin der Emma ungläubig nachfragte: „Ah so, wie sieht es denn zum Beispiel mit dem Theater aus?“

„Theater mag ich sehr gerne. Ich habe sehr viele Leute erfreut mit meinem Theaterspiel.“
„Aha“, fragte der Emma weiter, „und hast du auch Theaterstücke gespielt, in denen die Hölle oder das Paradies vorkamen?“

Und sofort lautet die Antwort: „Solches Theater ist kinderleicht, das habe ich oft gespielt.“
Daraufhin forderte ihn der Emma auf, ihm jetzt auf der Stelle solch ein Theaterstück vorzuspielen.
„Das mach ich gerne“, entgegnete Sasuke, „ich fange zuerst mit einem Theaterstück an, das in der Hölle spielt. Da ich aber gerade kein Gewand habe, wie es der Gott der Unterwelt trägt, möchte ich Euch bitten, mir Euer Gewand zu leihen und so lange meines anzuziehen.“

Also tauschten die beiden ihre Kleider, und das Theaterstück aus der Hölle konnte schließlich beginnen. Sasuke, verkleidet als Gott der Unterwelt, warf sich in die Brust und rief die Teufel: „He, du roter Teufel, komm her. Und auch du da, du grüner Teufel, los komm. Hier dieser Sasuke, der hat während seines irdischen Lebens nur schlechte Dinge getan. Fesselt ihn und werft ihn in die Hölle.“

Und er wies mit spitzem Kinn auf den Emma, der da in Sasukes Kleidern saß. Die Teufel aber, die diese Worte für die des wahren Emma hielten, kamen alle angelaufen, warfen den Emma in Sasukes Kleidern nieder und fesselten ihn diensteifrig.

Der Emma war völlig verblüfft und schimpfte mit den Teufeln: „He, roter Teufel, he, grüner Teufel, was tut ihr da? Ich bin doch der wahre Emma.“ Aber die Teufel riefen nur: „Hört euch bloß an, was der Sasuke hier sagt. Einfach unglaublich. Der behauptet, er wäre der Emma. Weil er ein so unverschämter Kerl ist, werden wir ihn jetzt gleich gefesselt in die Hölle werfen.“

Und so kam es, dass die diensteifrigen Teufel den wahren Emma gefesselt in die Hölle warfen und der einfallsreiche Sasuke ungeschoren davonkam.

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