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Das Ungeheuer – Ein russisches Märchen von Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi

🤖 Fragen zum Nachdenken:
Hoffnung ist die stille Kraft, die uns trägt – sie lebt in jedem Lichtblick, auch wenn er klein ist.

Russische Märchen sind oft voller Symbolik, Tiefe und zeitloser Weisheiten. Das Märchen „Das Ungeheuer“ von Lew Nikolajewitsch Tolstoi verbindet dunkle Bilder, fantastische Elemente und eine überraschend tröstliche Botschaft: Auch das scheinbar Zerstörte kann wieder heilen.

Das Märchen „Das Ungeheuer“

Aus Russland

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Es war einmal ein Ungeheuer, das saß auf einem Baumstumpf und zählte mit seinen Krallen die Sterne. „Eins, zwei, drei, vier.“ Der Kopf des Ungeheuers sah aus wie der von einem Hund, der Schwanz war kahl und kräftig wie der von einer Ratte. „Fünf, sechs, sieben.“ Die gezählten Sterne erloschen und statt ihnen erschienen schwarze Löcher am Himmel, aus denen es regnete. Und so wurde die Erde immer dunkler und nasser.
 
Da war das Ungeheuer froh, da es ja ein böses Ungeheuer war und ging in ein Dorf, um auch den Menschen Böses zu tun. Vom Zählen hatte es mittlerweile genug und schon Hornhaut auf den Krallen. Im Dorf torkelte ein betrunkener Schneider durch die Straße, der das Ungeheuer erblickte und schrie: „Hilfe, ein Monster!“ Er lief auch gleich zum Mond, um ihn um Hilfe zu bitten.
 
So kam der Mond herbei, stellte sich vor das Ungeheuer und ließ nicht mehr zu, dass es noch mehr Sterne auslöschte. Das Ungeheuer wollte mit seinen Krallen nach den Sternen greifen, doch der Mond stellte sich so, dass es sie nicht erreichen konnte. Wütend peitschte das Ungeheuer mit seinem Schwanz, aber der Mond stieß es erneut zurück und fletschte mit seinen Zähnen. Überall wurde es still im Wald. Der Mond versuchte, das Ungeheuer mit seinen Zähnen zu halten Dieses jedoch schnappte mit seinen Reißzähnen nach dem Mond, riss von ihm die Hälfte ab und verschluckte sie. Der verletzte Mond bäumte sich auf vor Schmerzen und zog sich hinter einige Wolken zurück.
 
Nun jammerte das Ungeheuer so kläglich, das überall im weiten Umkreis die Blätter von den Bäumen fielen. In seinem Bauch nämlich tobte die abgebissene Mondhälfte hin und her und machte dem Ungeheuer mächtiges Bauchweh. Immer weiter und weiter wand sich das Ungeheuer und hatte keine ruhige Minute mehr. Schließlich lief es zum Fluss und sprang ins Wasser, um dort seine Schmerzen zu lindern. Überall spritzte die Gischt. Doch immer noch krümmte sich das Ungeheuer und die Schmerzen ließen nicht nach.
 
Vom mächtigen Platschen angelockt schwammen kleine Wassernixen zum Ungeheuer. Sie starrten es an, erschraken, erblickten jedoch auch die abgerissene Mondhälfte in seinem Inneren und sprachen: „Der Mond ist da, der Mond ist da.“
 
Das Ungeheuer wand sich nochmals in einem großen Schmerz, dann jedoch wurde es ohnmächtig, fiel hernieder und blieb regungslos liegen. Die Wassernixen jedoch ergriffen das Mondstück, das aus seinen Fängen ragte und zogen es heraus.
 
Sogleich wurde der Fluss hell erleuchtet und klar, wie an einem jungen Tag im Frühling. Dem Mond hinter den Wolken jedoch wuchs nach und nach die abgerissene Seite wieder nach und schon bald zog er wieder in voller Größe über den Himmel der Nacht. Und so zeigte sich wieder einmal: Abgerissene Seiten kann man reparieren.

Bedeutung des Märchens

Tolstois Erzählung ist mehr als nur eine Geschichte über ein böses Ungeheuer. Sie enthält mehrere Ebenen:

  • Gut gegen Böse: Der Mond steht für Licht, Hoffnung und Ordnung – das Ungeheuer für Chaos und Zerstörung.
  • Moralische Botschaft: Selbst wenn dunkle Mächte scheinbar überhandnehmen, setzen sich Licht und Erneuerung durch.
  • Heilung und Wiederherstellung: Die abgerissene Seite des Mondes wächst nach – ein starkes Bild für Regeneration und Hoffnung.

Vergleich zu ähnlichen Märchen

  • Russische Volksmärchen arbeiten oft mit kosmischen Bildern wie Sonne, Mond und Sternen.
  • Die Geschichte erinnert an mythologische Kämpfe zwischen Chaoswesen und Lichtgestalten, wie sie auch in nordischen oder griechischen Sagen vorkommen.
  • Für Kinder wirkt es wie eine spannende Geschichte von einem Monster, für Erwachsene zeigt es tiefere Lebensweisheiten.

Häufige Fragen zum Märchen „Das Ungeheuer“

1. Wer hat das Märchen „Das Ungeheuer“ geschrieben?
→ Es stammt von Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi, einem der bekanntesten russischen Schriftsteller.

2. Welche Moral steckt in der Geschichte?
→ Sie zeigt, dass selbst nach Zerstörung Heilung möglich ist: „Abgerissene Seiten kann man reparieren.“

3. Ist das Märchen für Kinder geeignet?
→ Ja, jedoch eher für ältere Kinder ab ca. 8 Jahren, da die Bilder teilweise düster sind.

4. Welche Rolle spielt der Mond?
→ Der Mond steht symbolisch für das Licht im Dunkeln, für Schutz, Hoffnung und Beständigkeit.

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