Die himmlische Vergeltung – Gustav Weil
Manchmal scheint die Welt ungerecht. Wir sehen, wie Schuldige ungestraft davonkommen, während Unschuldige leiden. Doch diese orientalische Erzählung von Gustav Weil zeigt, dass es Zusammenhänge gibt, die unserem menschlichen Blick verborgen bleiben – und dass es eine höhere Gerechtigkeit gibt, die wir nicht immer sofort verstehen können.
Die Geschichte: Die himmlische Vergeltung
Man erzählt auch: Ein Prophet, der einen hohen Berg bewohnte, unter welchem eine Wasserquelle floß, und hier fern von den Menschen seine ganze Zeit der Andacht weihte, sah eines Tages einen Reiter auf die Quelle zukommen, der vom Pferd abstieg, einen Beutel, der ihm um den Hals hing, ablegte, sich ausruhte und Wasser trank. Der Reiter ging dann wieder und ließ den Beutel, in welchem Geld war, unter dem Baum liegen.

Ich hasse Menschen
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»Wo ist der Beutel hingekommen, der hier lag?«
Der Holzhauer antwortete: »Ich weiß nichts davon.« Da zog der Reiter sein Schwert, tötete den Holzhauer, durchsuchte ihn vergebens und ging wieder seines Weges.
Als der Prophet alles dies vom Berg aus sah, rief er: »O Herr, der eine hat das Geld genommen und ein anderer wird ungerechterweise erschlagen.«
Da offenbarte ihm Gott folgende Worte:
»Beharre du nur bei deiner Andacht und kümmere dich nicht um die Weltregierung; der Vater des Reiters hat einst dem Vater des Diebes tausend Dinare geraubt, so habe ich dem Mann wieder das Geld seines Vaters verschafft; der Holzhauer aber hat den Vater des Reiters umgebracht, darum ließ ich diesen den Tod seines Vaters rächen.«
Da rief der Prophet:
»Es gibt keinen Gott außer dir, gepriesen sei dein Name, du allein kennst alles Verborgene!«
(Quelle: Gustav Weil)
Die Botschaft für uns heute
Die Geschichte führt uns vor Augen, dass wir nur einen kleinen Ausschnitt des großen Ganzen sehen. Oft erscheinen uns Ereignisse grausam, ungerecht oder sinnlos – doch es können Zusammenhänge dahinterstehen, die wir nicht erkennen.
👉 Drei zentrale Erkenntnisse:
- Unser Blick ist begrenzt: Wir beurteilen die Welt aus unserer Perspektive, aber wir sehen nie das Ganze.
- Vertrauen statt Verzweiflung: Auch wenn wir Ungerechtigkeit erleben, gibt es eine höhere Ordnung, die nicht immer sofort sichtbar wird.
- Innere Ruhe finden: Anstatt uns in Bitterkeit oder Grübeln zu verlieren, können wir – wie der Prophet – lernen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und Vertrauen zu üben.
Fazit
„Die himmlische Vergeltung“ erinnert uns daran, dass es Dinge gibt, die wir nicht erklären können – und dass sich manches erst im Verborgenen ausgleicht. Statt uns mit der Frage „Warum?“ zu quälen, können wir lernen, mehr Gelassenheit und Vertrauen in das Leben zu entwickeln.
Denn manchmal wissen wir erst viel später – oder vielleicht nie –, warum etwas so geschehen musste.
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