Es war die Zeit, da hoch im Norden die Nächte länger und dunkler wurden und die Tage kürzer. Am Himmel zeigten sich die Nordlichter und die Kälte kündete vom nahen Winter.
Die Weihnachtsfrau winkte mit ihrem weißen Taschentuch und die Weihnachtswichtel schwenkten ihre roten Mützchen. Die Reise ging durch dunkle Wälder, über verschneite Berge und Wege. Irgendwann gab es eine kleine Rast, die Rentiere sollten ein wenig verschnaufen und der Weihnachtsmann musste mal in die Büsche, er hatte vor der Reise wieder einmal zu viel Kaffee getrunken. Die Rentiere waren losgebunden und durften ein wenig im Schnee scharren und die leckeren Grasflechten futtern.
Der Weihnachtsmann rief erneut „Hohoho“, das war das Zeichen, dass es weitergehen sollte und so kamen die Rentiere wieder zum Schlitten und ließen sich anbinden.
Doch halt, was war denn das, da blieb ein Platz leer. Fünf Rentiere waren angetreten zum Aufsatteln, doch waren es nicht sechs?
Der Weihnachtsmann rief „Bobo?“
„Ja hier“, erschallte es aus der Dunkelheit.
Der Weihnachtsmann rief: „Jacko“, „Ja, hier“, schallte es zurück, der Weihnachtsmann rief „Fred“, „Hier“ ertönte es, der Weihnachtsmann rief „Franz“, „Jawoll, bin da“, der Weihnachtsmann rief „Otto“, „Jo, bin hier“ und der Weihnachtsmann rief: „Willi“, aber es kam keine Antwort.
Willi war nicht da, Willi war weg. Erst herrschte eine peinliche Stille, dann schnaubte nicht nur der Weihnachtsmann, auch die 5 Rentiere schnaubten hörbar und ziemlich ungehalten, das bedeutete Aufschub und die ganze Aktion würde länger dauern, was wiederum bedeutete, sie mussten Überstunden machen. Also rannten alle durcheinander, rannten hierhin und dorthin und riefen laut „Willi“. Doch es kam keine Antwort. Ratlos schaute der Weihnachtsmann in die Runde.
„Was ist hier los?“ „Ein Bär“, rief Fred und begann zu zittern, „Ein Wolf“, schrie Otto und stellte sich hinter den Weihnachtsmann, „Eine Falle“, flüsterte Jacko ängstlich.
Und so entschloss man sich mutig auf die Suche zu gehen. Alles stapfte durch den hohen Schnee und sie hatten Glück, die Nordlichter halfen bei der Suche mit und selbst der Mond hatte Mitleid mit der kleinen Gesellschaft und vor allem mit all den vielen Kindern, die auf ihre Geschenke warteten und strahlte in vollem Glanz die Lichtung an.
Der Schnee schimmerte hell zwischen den Bäumen und endlich entdeckte man Hufabdrücke dort, wo die Suchmannschaft noch nicht herum gewuselt war.
„Hier, alles hierher, hier sind Spuren“, rief Bobo.
Im Gänsemarsch folgte man den Hufabdrücken und, ja da stand er, der Willi und sah der Suchmannschaft entgegen. „Willi“, rief der Weihnachtsmann ächzend und nach Luft schnappend, der rote Mantel und die Kapuze waren zwar warm und mollig für die Kutsche, aber eben zu warm für einen unfreiwilligen Marsch durch den Wald.
„So, so, aha, warum“, fragte Willi bockig.
„Ich mag nicht mehr an meinem Platz laufen“, sagte da Willi plötzlich und seine Stimme hörte sich gar nicht mehr bockig, sondern eher traurig an.
„Aber Willi, wir haben doch nun schon seit Jahren die gleiche Reihenfolge, jeder hat hinter dem Schlitten seinen festen Platz, da gibt es kein Vertun, alles hat seinen Grund, alles seine Regel, alles seinen Sinn“.
„Wir können doch jetzt nicht einfach so alles ändern, wo kämen wir denn da hin?“
„Also wir wären bereit dazu, Willi kann vorn an meine Stelle, und ich gehe einfach nach hinten“.
„Ich tausche auch“, rief da Fred und Franz schrie: „Ich sowieso“ und Yacko rief leise: „Ich möchte, dass Willi glücklich ist, er kann auch mit mir tauschen“.
Gudrun Kniep
Passende Themen:
- Advent
- Eine weihnachtsgeschichte
- Geschichte
- Kurzgeschichte
- Rentier 🦌
- Sechste rentier
- Weihnachten
- Weihnachtsgeschichte
🔮 Dein Guten Morgen Orakel 🌞
Starte deinen Tag mit einem inspirierenden Spruch aus unserem Guten Morgen Orakel. Lass dich motivieren, neue Chancen zu ergreifen, Hindernisse zu überwinden und deinen Tag mit positiven Gedanken zu beginnen! 🌟