Es war einmal in einem Land, fernab jeglicher Zivilisation, das auf keiner, mir bekannten, Landkarte verzeichnet ist. Es war gelegen zwischen den Gipfeln einer hohen Gebirgskette und wurde von den Einheimischen nur als das „Dunkeltal“ bezeichnet. Das lag daran, dass die Spitzen der höchsten Berge eine dichte, dunkle Wolkenwand mit ihren Spitzen förmlich in den Himmel nagelten, sodass kein Sonnenstrahl in das Tal vordringen konnte. Es befand sich in absoluter Dunkelheit. Und das schon seit Anbeginn der Zeit. Nur aus Geschichten, wussten die Bewohner dieses Tals, dass es fernab der Dunkelheit etwas gab, das in der Lage war, diese alles verschlingende Dunkelheit zu durchdringen, doch niemand hatte je Beweise dafür gesehen und so glaubte niemand wirklich an die Existenz, dieses Wunders.
Alle waren so mit sich selbst beschäftigt, dass niemand den Wanderer bemerkte, der still und leise durch die kleine Bergpforte in das Tal gestiegen war. Ein kleiner, alter Mann mit einem hohen roten Hut, weißem Bart und buschigen Augenbrauen, unter denen kleine wachsame Augen hervorblitzten. In seiner Hand hielt er einen Wanderstab und er hatte sich einen kleinen ledernen Sack über die Schulter geworfen. Er sah müde aus, denn er musste einen mehr als weiten Fußmarsch hinter sich haben, den außerhalb des Dunkeltals, gab es weder Dörfer noch Städte, die den Bewohnern bekannt waren, oder in einer erreichbaren Nähe waren. Zu einem anderen Zeitpunkt, wäre diese Kuriosität den Bewohnern eventuell aufgefallen und sie hätten den Mann mit Fragen gelöchert, doch heute waren sie noch in sich gekehrter als sonst. Keiner schien Notiz von dem Alten zu nehmen. Dieser stand stocksteif da und beobachtete das Treiben, sah zu wie die Bevölkerung des Tales, sich langsam in ihre Häuser zurückzog und die Straßen immer leerer wurde. Als schließlich der letzte in seinem Haus verschwunden war, verblieb der Mann alleine in der Mitte des Dorfplatzes und machte keine Anstalten sich zu rühren. Mit kalten Fingern, fuhr der eisige Wind ihm durch die Haare und strich ihm über die Falten im alters-und wettergezeichneten Gesicht. Er rüttelte an seinen Klamotten und hätte ihm beinahe den Hut vom Kopf gerissen, hätte er nicht schnell genug nach ihm gegriffen. Fröstelnd blies er sich in die kalten, alterssteifen Hände, als der Schnee zu fallen begann, doch die eisige Hand des Winters schloss sich unaufhaltsam um seine kleine, gekrümmte Gestalt. Um nicht zu erfrieren, klopfte er an das nächstgelegene Haus und wartete, bis dessen Bewohner ihm öffnete. Dieser schob sein kleines mürrisches Gesicht durch den Türspalt und musterte den alten argwöhnisch, von seiner Brust ging nur ein sehr schwaches Leuchten aus. „Was wollen sie hier?“, raunte er böse und griff hinter der Tür bereits nach einem Schürhaken. „Ich bin nur ein alter Wanderer auf der Suche nach einer Unterkunft vor dem aufziehenden Winter. Bitte guter Mann seien sie so gut und nehmen mich auf, ihnen wird im Gegenzug Gutes wiederfahren“, erwiderte der Alte und lächelte den Mann an. „Von Gutem kann ich mir nichts kaufen. Mach das du fort kommst!“, fuhr ihn der Hausbesitzer an und schlug dem Mann die Tür vor der Nase zu. Frierend und sichtlich erschöpft zog der Alte weiter zum nächsten Haus, doch auch dort verwehrte man ihm den Eintritt. Erst als der Sturm immer schlimmer wurde und der Mann kaum noch selbst stehen konnte, kam er an das fünfte Haus, wo ihm ein kleiner schmächtiger Mann die Tür öffnete und den Alten mit großen neugierigen Augen anstarrte. „Guter Mann,“, sprach der Alte, „ich bin nur ein alter erschöpfter Mann auf der Durchreise und suche Zuflucht vor dem Sturm, um nicht zu erfrieren. Ich kam an dieses Haus, in der Hoffnung, dass sie mich einlassen würden.“ Der schmächtige Mann zögerte, das Leuchten in seiner Brust war jedoch heller, als all die anderen Lichter, die der Alte zuvor gesehen hatte und so ließ er nicht locker. „Bitte!“, flehte er „Ich kann ihnen zwar weder Geld, noch Geschmeide geben, aber ich verspreche, dass ihnen als Gegenleistung etwas Gutes wiederfahren wird!“. Da lächelte der andere und öffnete die Tür, sodass der Alte eintreten konnte. Drinnen war es warm, ein kleines Feuer brannte in einer Ecke und es roch im ganzen Haus nach gebratenen Kartoffeln. „Es ist nichts Besonderes,“, entschuldigte sich der Mann, als er die wachsamen Augen des Alten durch den Raum wandern sah, er fühlte sich plötzlich schlecht darüber, dem Fremden nicht mehr anbieten zu können. Ein Gefühl, was ihm bis dahin völlig fremd war und seine Brust zum Kribbeln brachte. Er bat den Alten zu Tisch und beide begannen sie, die Kartoffeln zu verspeisen. Als sie fertig waren, sagte der Mann leise: „Ich weiß nur nicht, ob meine Essensvorräte den ganzen Winter über reichen werden“ und machte ein betretenes Gesicht. Doch der Alte winkte nur ab und versicherte ihm, dass das Essen genau ausreichen würde. Ebenso das Feuerholz, welches der Mann als knapp beschrieben hatte. Und wie durch ein Wunder, reichte das Essen genau bis zu dem Tag, als der Sturm nachließ und die Temperaturen wieder zu steigen begannen, ebenso verhielt es sich wie ein Wunder auch mit dem Feuerholz.
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Eine tolle Geschichte❗Ich wäre gerne darinnen als Mitbestand. Super toll. Könnte Stunden solches lesen. UND,mehr.Gruß KARIN