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Die gerettete Frau in Mekka | ein arabisches MĂ€rchen aus 1001 Nacht

Die gerettete Frau in Mekka - MĂ€rchen aus 1001 Nacht
Die gerettete Frau in Mekka - MĂ€rchen aus 1001 Nacht
Einer der Großen erzĂ€hlt: WĂ€hrend ich einst in dunkler Nacht den Kreis um die Kaaba machte, hörte ich eine jammernde Stimme aus einem traurigen Herzen heraufsteigen, welche rief: „O AllgĂŒtiger, mein Herz bleibt seinem GelĂŒbde treu! Mich rĂŒhrte diese Stimme so sehr, dass ich mich ihr nĂ€herte, und siehe da! es war die Stimme einer Frau. Ich sagte ihr: „Friede sei mit dir, Mutter Gottes!“ Sie antwortete: „Mit dir sei Friede und Gottes Barmherzigkeit und Segen.“ Ich beschwor sie dann bei Gott, mir zu sagen, was das fĂŒr ein GelĂŒbde wĂ€re, dem ihr Herz treu bleiben wollte. Sie antwortete: „HĂ€ttest du mich nicht bei Gott beschworen, ich wĂŒrde dir mein Geheimnis nicht anvertraut haben. Doch sieh, was ich bei mir habe!“ Ich sah sie genau an und fand ein Kind schlafend in ihren Armen liegend, und sie erzĂ€hlte dann: „Ich verließ, dieses Kind unter meinem Herzen tragend, meine Heimat, um hierher zu wallfahren. Ich hatte mich aber kaum eingeschifft, als uns der Wind ungĂŒnstig ward; ein mĂ€chtiger Sturm erhob sich bald; die Meereswellen tobten mit solchem UngestĂŒm, dass sie das Schiff zerschlugen; ich aber rettete mich auf einem Brette, ward entbunden und wurde so auf diesem Brette, mit meinem Kind im Schoße, von den Wellen hin und her getrieben. Auf einmal kam einer der Matrosen des Schiffes zu mir geschwommen und fasste mein Brett und sagte: Bei Gott! ich habe dich schon geliebt, als ich dich auf dem Schiffe sah; da ich dich nun erreicht habe, so erhöre meine Liebe, oder ich werfe dich von dem Brette herunter ins Meer. Ich sagte: Wehe dir! hat dir das eben erlebte UnglĂŒck nicht zur Belehrung und Ermahnung gedient? Er antwortete: Dergleichen habe ich schon oft gesehen und bin immer glĂŒcklich davon gekommen; das macht keinen Eindruck auf mich. Ich sagte: Wir sind doch in einer Lage, aus der wir nur durch Gottergebenheit gerettet werden können, nicht durch SĂŒnde. Aber alle meine Reden waren vergebens, der Matrose ward so zudringlich, dass ich, in der Hoffnung, ihn tĂ€uschen zu können, ihm sagte: Warte nur, bis mein Kind schlĂ€ft. Aber er nahm mir mein Kind weg und warf es ins Meer. Als ich dies sah, zerbrach mein Herz vor Gram, ich hob den Kopf gen Himmel und rief den AllmĂ€chtigen an, dass er mich aus der Hand dieses schwarzen Ungeheuers befreie. Kaum hatte ich mein Gebet vollendet, als ein großes Seetier aus dem Meer emporstieg und ihn vom Brette herunter warf. Als ich nun allein auf dem Brette war, da erwachte mein Schmerz von Neuem ĂŒber den Verlust meines Kindes, meiner Leibesfrucht, und ich betete zu Gott, dass er mich doch wieder mit ihm vereinige. Am folgenden Morgen sah ich auf einmal weiße Segel in der Ferne, auf die mich Wind und Wellen hinstießen. Die Schiffsleute nahmen mich gerne auf, und als ich in ihrer Mitte war, sah ich auf einmal mein Kind bei ihnen. Ich fiel darĂŒber her und sagte den Leuten, dass es mein Kind wĂ€re, und fragte sie, wie sie dazu gekommen. Sie antworteten: Unser Schiff hielt mitten in seinem Lauf auf einmal still, und als wir uns nach der Ursache umsahen, entdeckten wir ein Seeungeheuer, so groß wie eine Stadt, mit einem Kinde auf dem RĂŒcken, das an seinen Fingern saugte.

„Als ich dies hörte,“ sprach die Frau weiter, „erzĂ€hlte ich den Schiffsleuten, was mir begegnet, und dankte dem Herrn fĂŒr seine Hilfe und gelobte, nie aufzuhören, ihm in seinem Tempel zu dienen; auch habe ich seither ihn nie um Etwas angefleht, das er mit nicht gewĂ€hrt hĂ€tte.“ Ich wollte nun – fĂ€hrt der vornehme Pilger fort – ihr einiges Geld schenken, aber sie sagte: „Lass mich! ich erzĂ€hle dir von Gottes Huld und Gnade, wie kannst du glauben, dass ich von einer andern Hand als der seinigen Etwas annehme?“ Da sie durchaus Nichts von mir annehmen wollte, verließ ich sie und rezitierte folgende Verse:
„Wie oft ist Gottes Huld im Verborgenen tĂ€tig, ohne dass der schĂ€rfste Verstand es wahrnimmt, wie manche Armut verwandelt er in Wohlstand, wie manchem brennenden Herzen reicht er erfreuliche Labung, wie Mancher ist des Morgens von Gram beladen, der des Abends nur Wonne empfindet. Geht es dir einmal schlecht einen Tag, so vertraue nur dem einzigen AllmĂ€chtigen und flehe die FĂŒrbitte des Propheten an, dem Alles gewĂ€hrt wird, was er fĂŒr die Seinigen fordert.“

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