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Die Geschichte vom König Saltan – Ein Märchen aus Russland

Ein Ritter in durchsichtigem Kostüm vor einer Landschaft. Titel des Märchens in kräftigem Violett auf der rechten Seite.
König Saltan - ein Märchen aus Russland

In dem russischen Märchen „Die Geschichte vom König Saltan“ geht es um Liebe, Treue und Abenteuer. Es erzählt die Geschichte eines Königs, der von seinen zwei bösen Schwestern verstoßen wird und sich später in eine wunderschöne Prinzessin verliebt.

Die Geschichte vom König Saltan

Vor langer Zeit in einem weit entfernten Königreich lebten einmal drei Schwestern. Sie unterhielten sich im Hof ihres Hauses und stellten sich vor, was sie tun würden, wenn König Saltan sie heiraten würden. Eine sagte, sie würde ein großes Fest mit der ganzen Welt feiern. Die zweite meinte, sie würde feinstes Leinen für die ganze Welt weben. Die dritte schließlich sprach, sie würde dem König einen stattlichen und unvergleichlich tapferen Erben gebären.

Es geschah, dass eben in diesem Moment der König am Zaun vorbei ging und das Gespräch der drei Frauen mit anhörte. Als er die Worte der dritten hörte, verliebte er sich in sie und fragte sie, ob sie seine Frau werden wolle. Sie heirateten noch in der gleichen Nacht und wenig später erwartete die Königin von ihm einen Sohn. Die beiden Schwestern aber erhielten als Köchin und Weberin Arbeit im Schloss.

Einige Monate später musste der König in den Krieg ziehen und seine Frau alleine daheim zurück lassen. Während seines Kriegszugs gebar ihm die Königin einen Sohn. Ein Reiter wurde ausgesandt, ihm die gute Nachricht zu überbringen. Die beiden Schwestern der Königin jedoch und eine Freundin von ihnen namens Barbarika waren so eifersüchtig auf deren Glück, dass sie den Reiter entführen ließen und ihn durch ihren eigenen Boten ersetzten. Dieser aber überbrachte eine Nachricht zum König mit den Worten: „Euer Weib, die Königin, hat weder einen Sohn, noch eine Tochter, weder eine Maus noch einen Frosch, sondern ein unbekanntes kleines Wesen geboren.“

Als der König diese Nachricht las, war er ärgerlich und schickte einen Brief an seine Frau, dass sie auf seine Rückkehr warten und vorher nichts unternehmen solle. Die intriganten Schwestern trafen jedoch den Reiter auf seinem Rückweg mit der Nachricht, machten ihn betrunken und vertauschten seinen Brief mit einer gefälschten Anweisung von ihm, die besagte, man solle die Königin und ihr Kind in ein Fass stecken, dieses zunageln und ins Meer werfen.

Natürlich gab es keinen Weg, die Anweisung eines Königs zu missachten und so steckten die Palastwachen nach dem Eintreffen der gefälschten Nachricht die Königin und ihren Sohn in ein Fass, nagelten einen Deckel darauf und warfen es ins Wasser. Als die Königin im Fass weinte, wurde ihr Sohn größer und stärker, nicht mit jedem Tag, sondern mit jeder Minute. Er bat die Wellen, das Fass an Land zu spülen. Die Wellen erbarmten sich seiner und trugen ihn und seine Mutter in ihrem Fass auf eine Wüsteninsel.

Da beide sehr hungrig waren, machte sich der Sohn aus Zweigen eines Baumes einen Bogen und einen Pfeil und ging auf die Jagd. Nicht weit vom Meer hörte er einen Schrei und sah einen armen Schwan im Kampf schon fast besiegt von einem mächtigen schwarzen Falken. Gerade als der Falke kurz davor war, seinen scharfen Schnabel im Hals des Schwans zu versenken, schoss der Junge einen Pfeil auf ihn, tötete damit den Falken und vergoss sein Blut über das weite Meer. Da schwamm der Schwan zu dem Jungen, dankte ihm und sprach: „Du hast keinen Falken getötet, sondern einen bösen Zauberer. Dafür, dass du mein Leben gerettet hast, werde ich dir für immer dienen.“

Der Sohn ging zurück zu seiner Mutter und erzählte ihr von seinem Abenteuer, dann ruhten sie sich zusammen aus und waren trotz ihres großen Hungers und Durstes schon bald eingeschlafen. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, erblickten sie vor sich eine wundervolle Stadt, wo noch am Abend zuvor gar nichts gewesen war. Sie hatte mächtige Tore und die Häuser und Kirchen in ihr waren von reinstem weiß mit Dächern aus purem Gold. „Schau, welches Wunder der Schwan vollbracht hat“ dachte da der Junge und gemeinsam mit seiner Mutter ging er durch das offene Tor in die Stadt hinein. Da wurden sie darin von einer großen Menschenmenge begrüßt, die den Jungen zu ihrem Fürsten machten und ihn Fürst Gwidon nannten.

Eines Tages segelte ein Handelsschiff an der Insel vorbei und drehte bei, als die Seeleute die prächtige Stadt erblickten. Mit einem Salutschuss von der Stadt wurde dem Schiff bedeutet zu ankern und so lief das Schiff in den Hafen der Stadt ein. Dort empfing Fürst Gwidon die Seeleute und bewirtete sie mit feinster Speise und Getränken. Er fragte sie auch, was sie zu verkaufen hätten und wohin sie ihre Wege führten. Sie antworteten, dass sie mit edlen Pelzen und Fellen handelten und sie unterwegs hinter die Insel Bujan in das Reich des Königs Saltan seien.

Gwidon beauftragte die Seeleute, dem König Saltan seine Grüße auszurichten und dachte an dessen Nachricht, von der ihm seine Mutter erzählt hatte und die ihre Vertreibung aus dem Königreich ausgelöst hatte. Doch trotzdem war Fürst Gwidon, der immer nur das Beste von den Menschen dachte, der festen Überzeugung, dass sein Vater einen solchen Befehl nicht absichtlich gegeben haben konnte.

Als die Seeleute von Gwidons Insel wieder aufbrechen wollten, wurde der Fürst traurig und dachte an seinen Vater. „Was ist los mit dir? Warum bist du so betrübt?“ fragte ihn der Schwan. „Ich würde so gerne meinen Vater, den König sehen“ antwortete Gwidon. Und so verwandelte der Schwan Gwidon mit einem Spritzer des Wassers in eine kleine Mücke, so dass er sich in einem Spalt im Mast des Schiffs verstecken und so in das Reich des Königs reisen konnte.

Als das Schiff in König Saltans Reich ankam, begrüßte dieser die Seeleute und fragte sie nach den Ländern, die sie in der weiten Welt gesehen hatten. Die Seeleute erzählten dem König von der Insel und von der prächtigen, ummauerten Stadt darauf und sprachen auch vom Herrscher der Insel, dem großzügigen Fürsten Gwidon. Der König wusste nicht, das Gwidon sein Sohn war, doch sogleich erbrannte in ihm der Wunsch, diese schöne Stadt mit eigenen Augen zu sehen. Die beiden Schwestern der Königin und ihre alte Freundin Barbarika wollten ihn nicht gehen lassen und meinten, das an diesem Seemannsgarn von der prächtigen Stadt mit Sicherheit kein wahres Wort sein würde. „Was viel interessanter ist“, sprach Barbarika, „ist ein Eichhörnchen das drüben am Waldrand unter einer Fichte sitzt und goldene Nüsse mit Kernen aus Edelsteinen knackt. Das ist wirklich etwas außergewöhnliches!“

Als sie das hörte, wurde die kleine Mücke, die in Wirklichkeit Fürst Gwidon war, sehr zornig. Sie flog zu Barbarika, stach der alten Frau mitten ins rechte Auge und flog zurück zur Insel. Dort angekommen, erzählte Gwidon dem Schwan seine Erlebnisse und von der Geschichte mit dem bemerkenswerten Eichhörnchen. Dann lief er in den Schlosshof und plötzlich erblickte er dort ein Eichhörnchen, das unter einer Fichte saß und goldene Nüsse knackte und neben dem bereits ein Berg von goldenen Nussschalen und Edelsteinen lag. Da freute sich der Fürst und ließ dem kleinen Tier ein Haus aus feinstem Kristall bauen. Er stellte eine Wache für das Haus und rief einen Schreiber, der die Schalen und Edelsteine sammeln und zählen sollte. So wurde das Eichhörnchen weithin berühmt, der Fürst jedoch und seine Stadt unermesslich reich.

Einige Zeit später kam ein neues Schiff auf der Insel an, das ebenfalls auf dem Weg in König Saltans Reich war. So ging der Fürst zum Schwan und wünschte sich erneut, seinen Vater zu sehen. Dieses mal verwandelte der Schwan den Fürsten in eine Fliege, sodass er sich wieder im Schiff verstecken konnte.

Als das Schiff im Reich Saltans ankam, erzählten diesem die Seeleute sogleich von dem wundersamen Eichhörnchen, das sie in der Stadt des Fürsten Gwidon gesehen hatten. Saltan wollte wieder diese fabelhafte Stadt besuchen, doch die beiden Schwestern und Barbarika redeten es ihm wieder aus. Sie verhöhnten die Seeleute wegen ihrer Geschichte und Barbarika erzählte von einem noch viel größeren Wunder: Von 33 tapferen Rittern in blinkender Rüstung unter der Führung des mächtigen Helden Tschernomor, die mitten aus der wildesten See herauf kämen. Die Fliege, die Fürst Gwidon war, wurde bei dieser Geschichte wieder sehr böse auf die Frauen, stach in Barbarikas linkes Auge und flog zurück zu seiner Insel.

Daheim erzählte Gwidon dem Schwan von Tschernomor und den 33 tapferen Rittern und jammerte, dass er selbst noch nie ein so großes Wunder gesehen habe. Da erschien im Meer plötzlich eine gigantische Welle, die am Ufer brach und als das Wasser weg war, standen dort an seiner Stelle 33 Ritter in blinkender Rüstung unter der Führung von Tschernomor – bereit, dem Fürsten Gwidon zu dienen. Sie versprachen, dass sie nun aus dem Meer jeden Tag emporsteigen würden, um die Stadt des Fürsten zu beschützen.

Einige Monate später kam ein drittes Schiff bei der Insel Fürst Gwidons vorbei und angelockt von der Pracht der Stadt, ging auch dieses im Hafen vor Anker. Der Fürst hieß auch die Seeleute auf diesem Schiff herzlich willkommen, bewirtete sie aufs Feinste und trug ihnen auf, dem König Saltan Grüße von ihm zu bestellen. Als die Seeleute sich daraufhin zum Aufbruch rüsteten, ging Fürst Gwidon wieder zum Schwan und sagte ihm, dass er seinen Vater nicht vergessen könne und ihn wiedersehen wolle. So verwandelte der Schwan den Fürsten dieses Mal in eine Hummel.

Einige Zeit später erreichte das Schiff das Reich König Saltans und auch die Seeleute auf diesem Schiff erzählten dem König von der wundervollen Stadt auf der Insel, die sie gesehen hatten und wie jeden Tag die 33 Ritter dem Meer entstiegen, um die Insel und die Stadt zu beschützen.

Der König erfreute sich an dieser wunderbaren Geschichte und wollte nun endlich dieses außergewöhnliche Land sehen. Erneut redeten die beiden Schwestern und die alte sein Vorhaben aus. Sie spotteten über die Geschichte der Seemänner und Barbarika erzählte die Geschichte von einer Prinzessin, die jenseits des Meeres lebe und so wunderschön sei, dass man seinen Blick von ihr gar nicht abwenden könne. „Das Lichte des hellen Tages verblasst neben ihrer Schönheit, die dunkelste Nacht wird von ihrer zarten Anmut erhellt. Ihre Stimme ist fein und wohlklingend wie reinstes Gold – das ist ein wahres Wunder!“ Da wurde die Hummel Gwidon wieder sehr böse auf die alte Frau und stach ihr in die Nase. Die drei Frauen versuchten danach, die Hummel zu fangen, doch ohne Erfolg und so flog Gwidon zurück nach Hause.

Als er dort ankam, starrte Gwidon am Strand auf das Meer hinaus, bis der weiße Schwan wieder zu ihm kam und fragte: „Warum bist du heute so betrübt?“ Gwidon sprach, dass er traurig sei, weil er keine Frau habe. Er erzählte die Geschichte von der wunderschönen Prinzessin mit der großen Anmut und der Stimme wie Gold. Da schwieg der Schwan für eine Weile und sprach dann: „Es gibt eine solche Prinzessin. Aber eine Frau ist nichts, was du einfach so als Geschenk aus der Hand eines anderen empfangen kannst.“ Gwidon antwortete, dass er bereit sei, den Rest von seinem Leben zu allen vier Ecken der Welt zu reisen, um die schöne Prinzessin zu finden. Daraufhin sprach der Schwan:

Du brauchst auf keine Reise
Noch Schiff noch and´re Weise
Die Frau steht hier am Strand
Neben dir im Sand
Ich weiß es sicherlich
Die Prinzessin, das bin ich.

Als der Schwan dies gesprochen hatte, schlug er mit den Flügeln und verwandelte sich in die hübscheste Frau, von der der Fürst jemals gehört hatte. Da umarmten und küssten sich die beiden leidenschaftlich und Gwidon führte sie mit sich, um sie zu seiner Mutter zu bringen. Noch am selben Abend wurde zwischen ihnen prunkvoll Hochzeit gehalten.

Nach einigen Monaten kam wieder ein Schiff und ankerte im Hafen der Stadt. Wie immer hieß Fürst Gwidon die Seeleute willkommen und als sie wieder aufbrachen, trug er ihnen auch dieses Mal auf, dem König Saltan Grüße von ihm auszurichten und ihn eine Einladung auszurichten, seine Insel zu besuchen. Glücklich vereint mit seiner Braut, entschied er sich jedoch, dieses Mal nicht mit dem Schiff mit zu segeln.

Als das Schiff im Königreich von Saltan ankam, erzählten ihm die Seemänner erneut von der fantastischen Insel, die sie besuchen durften, vom Eichhörnchen mit den goldenen Nüssen, von den 33 gepanzerten Rittern aus dem Meer und von der lieblichen Fürstin, deren Schönheit unbeschreiblich war.

Dieses mal hörte der König nicht auf die verächtlichen Bemerkungen von den Schwestern und Barbarika. Stattdessen rief er seine Flotte und bestieg sogleich ein Schiff, mit dem er sofort zur Insel segelte. Die Schwestern der Königin und ihre Freundin aber nahm er mit sich. Als sie dort ankamen, stand Fürst Gwidon bereits am Hafen, um König Saltan zu treffen. Wortlos führte Gwidon diesen, seine beiden Tanten und Barbarika zu seinem Palast.

Auf dem Weg sah der König alles, wovon er so viel gehört hatte. An den Toren zum Palast standen die 33 Ritter Spalier, im Schlosshof saß das Eichhörnchen und knackte eine goldene Nuss und dort stand auch schließlich die wunderschöne Fürstin, Gwidons Frau. Neben der Fürstin stand eine Frau und als Saltan sie ansah, erkannte er sofort Gwidons Mutter, seine verlorene Frau. Mit Tränen der Freude in den Augen lief er zu ihr, nahm sie in die Arme und Jahre mit gebrochenem Herzen waren vergessen. Da begriff Saltan, dass Fürst Gwidon sein Sohn war und die beiden umarmten sich ebenfalls.

Da wurde ein großes Fest gefeiert. Die beiden Schwestern und Barbarika jedoch versteckten sich voller Scham, wurden aber bald gefunden und zum König geführt. Dort gestanden sie voller Angst all ihre Untaten. Aber König Saltan war so glücklich, dass er ihnen vergab und sie gehen ließ. Und so lebten der König, seine Frau, der Fürst und die Fürstin glücklich für alle Tage ihres Lebens.

aus Russland

Die Geschichte vom König Saltan – Eine märchenhafte Interpretation

Das russische Märchen „Die Geschichte vom König Saltan“ erzählt von Eifersucht und Verrat, aber auch von der Kraft der Liebe und dem Mut, auch in schwierigen Zeiten zu kämpfen. Das Märchen zeigt, wie wichtig es ist, Vertrauen in sich selbst und in andere zu haben und wie sich Vertrauen und Liebe letztendlich auszahlen. Es ist eine zeitlose Geschichte, die auch heute noch relevant ist.

Russische Märchen sind seit Jahrhunderten Teil der russischen Folklore und gelten als ein wichtiger Bestandteil der russischen Kultur. Die Geschichten werden von Generation zu Generation weitergegeben und haben oft eine tiefere Bedeutung, die von moralischen Lektionen bis hin zu spirituellen Lehren reicht. Die Charaktere und Handlungen in russischen Märchen sind oft von Slawischen Mythen und Legenden inspiriert und spiegeln die russische Mentalität und Lebensweise wider. Die Märchen sind bekannt für ihre magischen Elemente und märchenhaften Wesen wie Baba Jaga, einem hässlichen alten Weib mit einer großen Nase, das in einem Häuschen auf Hühnerbeinen lebt. In der heutigen Zeit werden russische Märchen nicht nur in Russland, sondern weltweit geliebt und gelesen.

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