Am folgenden Tage ging das Mädchen zu seinen Eltern und sagte ihnen: „Schon habe ich das Herz diese Muselmannes gewonnen und ihm vorgeschlagen, er mĂśge sich zum Christentume bekehren, wenn er mich besitzen wolle. Hierauf sagte er mir aber: Das kann ich nicht an dem Orte, wo mein Bruder erschlagen worden; wenn ich nur an einem andern Ort leben kĂśnnte, da wĂźrde ich mich zu zerstreuen suchen und dann Alles tun, was von mir begehrt wird. Ich glaube also,“ fuhr das Mädchen fort, „ihr tut nicht Ăźbel daran, wenn ihr ihn nach einem andern Orte gehen lasset, ich verbĂźrge mich fĂźr ihn bei dem KĂśnig.“ Der Vater des Mädchen ging zum Emir und hinterbrachte ihm die Worte des Mädchens. Der Emir freute sich sehr Ăźber diese Nachricht und erlaubte dem Muselmanne, mit dem Mädchen in das Städtchen zu gehen, welches sie vorgeschlagen hatte. Hier verweilten sie aber nur einen Tag; sobald die Nacht heranbrach, machten sie sich auf den Weg und reisten die ganze Nacht durch. Der Muselmann hatte einen sehr schnellfĂźĂigen Renner bei sich und er nahm das Mädchen zu sich auf sein Pferd. Als der Morgen zu leuchten anfing und sie abgestiegen waren, um sich zu waschen und das Morgengebet zu verrichten, hĂśrten sie auf einmal Waffengeklirr, Männerstimmen und Pferdetritte; da sagte der Muselmann zu dem Mädchen: „Das sind Christen, die uns verfolgen, wir entkommen ihnen nicht mehr, mein Pferd ist so mĂźde, dass es kaum mehr den FuĂ aufheben kann, was fangen wir nun an?“
Das Mädchen schrie ihn an. „Wehe dir! du zitterst und fĂźrchtest dich, und hast mir doch so viel von Gottes Macht erzählt und von der Hilfe, die er Denen reicht, die ihn anflehen? Komm lass uns zu Gott beten, vielleicht beschĂźtzt er uns und steht uns mit seiner Huld bei.“ – „Du hast Recht,“ erwiderte der JĂźngling, und sie beteten recht inbrĂźnstig zum Herrn. Indessen kamen die Heranreitenden immer näher, und auf einmal hĂśrte der Muselmann die Stimme seines als Märtyrer gestorbenen Bruders, welche ihm zurief: „FĂźrchte dich nicht, mein Bruder, die herannahenden Truppen sind Engel, die der Herr euch sendet, um Zeugen eures EhebĂźndnisses zu sein. Der Herr segnet euch und hat auch zum Lohne eurer Tugend und eures Vertrauens die Erde vor euch zusammengebogen, so dass ihr bei Sonnenaufgang auf dem Berge vor der Stadt Medina anlangen werdet.“
„Wenn du dann,“ fuhr der Märtyrer fort, „zu Omar, dem Sohne Chattabs, kommst, so grĂźĂe ihn von mir und sage ihm: Gott wird dich wegen deines Eifers fĂźr den Islam belohnen.“ Als der Märtyrer so gesprochen hatte, erhoben die Engel ihre Stimmen und grĂźĂten den JĂźngling und seine Braut und sagten. „Gott hat euch im Himmel zweitausend Jahre, ehe er Adam geschaffen, mit einander verbunden.“ Das junge Ehepaar war auĂer sich vor Freude Ăźber diese Botschaft, und kaum leuchtete die Sonne, als sie vor den Mauern Medina’s sich befanden, und Omar, der Sohn Chattabs, mit seinen Freunden ihnen entgegenkam. Dieser pflegte sonst sehr lange beim Morgengebet zu verweilen; er las oft mehrere Sure des Korans vor dem Gebete, so dass, ehe das eigentliche Gebet begann, die entlegensten Bewohner der Stadt Zeit hatten, aufzustehen, sich zu waschen und in die Moschee zu kommen. An diesem Tage aber betete Omar sehr schnell, und kaum hatte er vollendet, sagte er seinen Freunden: „Kommt mit mir, wir wollen den Verlobten entgegengehen.“ Seine Freunde staunten ihn an und wussten nicht, was er meinte, er ging aber vor ihnen her zum Tore hinaus und grĂźĂte das junge Ehepaar, nahm sie mit in die Stadt und lieĂ ein groĂes Hochzeitsmahl bereiten, dem viele Muselmänner beiwohnten. Nachdem die Mahlzeit zu Ende war, begab sich der JĂźngling zu seiner Braut, und Gott schenkte ihnen SĂśhne, die auf den Pfaden Gottes kämpfend ihrem Stamme Ehre machten.
aus 1001 NachtÂ
đŽ Dein Guten Morgen Orakel đ
Starte deinen Tag mit einem inspirierenden Spruch aus unserem Guten Morgen Orakel. Lass dich motivieren, neue Chancen zu ergreifen, Hindernisse zu Ăźberwinden und deinen Tag mit positiven Gedanken zu beginnen! đ