Ich bin ein Nomade ich besitze nichts Dauerhaftes. Ich lebe mit einem frei 20250315 131042 0000

Erfahrungen sind kein Wettkampf – Nomaden und Sesshafte, zwei Wege, eine Wahrheit

Es gibt nicht den einen richtigen Weg im Leben – nur den, der für dich gerade richtig ist. Manche bleiben, manche ziehen weiter. Kein Weg ist besser als der andere, denn Erleben ist nicht messbar. Vielleicht gehört uns die Welt mehr, wenn wir sie nicht besitzen müssen.

„Erfahrungen zu sammeln ist kein Wettkampf. Erleben ist nicht abwägbar. Es gibt kein ‚mehr‘ oder ‚weniger‘, kein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ – nur unterschiedliche Wege, die wir gehen.“

Es gibt Menschen, die sesshaft sind, und es gibt Menschen, die umherziehen. Manchmal begegnen sie sich, tauschen Geschichten aus, vergleichen vielleicht, doch am Ende sind ihre Grundbedürfnisse dieselben. Wir alle wollen ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch, Nähe zu anderen Menschen. Wir alle suchen nach Sicherheit, nach Sinn, nach etwas, das uns erfüllt.

Ich lebe als Nomade. Aber bedeutet das, dass ich mehr erlebe als jemand, der sein ganzes Leben an einem Ort verbringt? Nein. Denn Erleben ist nicht messbar. Es gibt keinen Punktestand für Erfahrungen. Nur weil ich viele Orte gesehen habe, heißt das nicht, dass ich mehr weiß als jemand, der immer in derselben Stadt gelebt hat. Wir lernen alle – nur auf unterschiedliche Weise.


Die Illusion des Vergleichs – Erfahrungen sind nicht messbar

Es gibt eine Geschichte, die mir jemand erzählte:

Ein Tourist traf auf einer Insel auf einen kleinen Jungen, der in Armut lebte. Er fragte ihn: „Wem gehört die Insel?“
Der Junge lächelte stolz und zeigte mit einer schwungvollen Bewegung auf die atemberaubende Natur:
„Mir gehört die ganze Insel.“

Er besaß nichts. Und doch gehörte sie ihm, weil er in ihr lebte, mit ihr verwurzelt war, ohne sie zu besitzen.

Genau das habe ich mit der Zeit gelernt: Besitz ist relativ. Genau wie Erleben. Nur weil ich als Nomade reise, gehört mir die Welt nicht mehr als jemandem, der sein Leben lang in einem kleinen Dorf bleibt. Wir sehen nur verschiedene Dinge, machen unterschiedliche Erfahrungen.


Der wahre Unterschied zwischen Nomaden und Sesshaften

Früher dachte ich, ich sei offen gegenüber anderen Kulturen. Doch meine Offenheit galt nur, solange der andere meinen eigenen Vorstellungen entsprach. Ich hatte feste Bilder im Kopf, wie „offene Menschen“ zu sein hatten. Wie Kulturen sein sollten, damit sie in mein Weltbild passten.

Doch je mehr ich reiste, je mehr ich mich unter andere Menschen mischte, desto mehr löste sich diese Haltung auf. Ich begann, nicht nur andere Kulturen, sondern auch meine eigenen Muster und Einstellungen infrage zu stellen. Ich erkannte, wie oft ich in Gedanken in einen Kampf verwickelt war – für eine Meinung, gegen eine andere, für ein Prinzip, gegen eine Vorstellung.

Dabei entstehen Konflikte nicht nur im Großen. Sie beginnen in uns selbst, wenn wir auf einer Meinung beharren und sie als einzige Wahrheit verteidigen müssen. Wenn wir kämpfen, wo es längst an der Zeit wäre, loszulassen.


Loslassen ist kein Verlust – sondern eine neue Freiheit

Ich glaube, dass Nomaden und Minimalisten eine andere Beziehung zum Loslassen entwickeln. Zumindest müssen sie es lernen, sonst können sie diesen Lebensstil nicht führen.

Wir alle sind auf Gewinn fixiert. Wir wollen nichts verlieren. Wir halten an Dingen, Beziehungen, Gedanken fest – solange sie uns noch irgendeinen Sinn geben. Aber was, wenn sich das Leben einfacher lebt, wenn man Verlust nicht als Niederlage sieht?

Nomaden sind oft gezwungen, sich von Dingen zu trennen. Ein Ort wird verlassen, ein Besitzstück bleibt zurück, eine Beziehung endet mit dem Verschwinden in verschiedene Richtungen. Und wenn man das oft genug erlebt, erkennt man irgendwann: Es ist nicht schlimm. Manchmal muss man loslassen, um Raum für Neues zu schaffen.

Und irgendwann passiert etwas Unerwartetes: Man hört auf, sich zu wehren. Man gibt den inneren Kampf auf, das Bedürfnis, sich zu verteidigen, das ständige Vergleichen. Nicht, weil man zu einem besseren Menschen wird – sondern einfach, weil es sich nicht mehr nötig anfühlt.

Ich bin kein außergewöhnlicher Mensch. Ich bin kein „offener Weltbürger“, kein „freier Geist“, kein „besserer Mensch“ durch das Reisen. Ich bin wie jeder andere. Ich habe gelernt, dass die Welt nicht nur eine Perspektive hat. Und ich habe gelernt, dass wir alle – egal ob sesshaft oder Nomade – am Ende einfach nur leben.

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