Das weiße Entchen – Ein märchenhaftes Abenteuer aus Russland

Ein süßes weiß-graues Küken kauert auf grüner Wiese in Nahaufnahme - Das weiße Entlein - Märchen aus Russland
Novellen - Kurzgeschichten - Bücher - Daniela Noitz

Der Beitrag erzählt die faszinierende Geschichte des Märchens „Das weiße Entchen“ aus Russland. Es geht um eine Fürstin, die sich in ein Entchen verwandelt und um ihre drei Kinder, die von einer bösen Hexe bedroht werden. Durch die magischen Kräfte eines Flügels und das Wasser des Lebens und Sprechens können die Kinder gerettet und die Familie wieder vereint werden. Dieses Märchen lehrt uns, dass die Liebe und der Zusammenhalt einer Familie auch durch schwere Zeiten hindurchtragen können und dass das Gute am Ende immer siegt.

Das weiße Entchen

Es war einmal ein Fürst, der eine wunderschöne Frau zur Fürstin hatte. Kurz nach der Hochzeit jedoch musste er weit, weit fort. Die Fürstin weinte sehr, auch wenn sie wusste, dass man nicht sein ganzes Leben da sitzen und sich in den Armen liegen kann. Der Fürst jedoch wies sie an, in dem hohen Turm zu bleiben, in dem sie lebte, nicht auf der Suche nach Unterhaltung umher zu wandern, mit bösen Leuten zu verkehren oder böses Gerede anzuhören.

Die Fürstin versprach ihm, so zu handeln, wie er es ihr auftrug und so ritt der Fürst hinfort. Sie aber verschloss die Tür zu ihrem Zimmer und ging nicht mehr hinaus. Nach einer Zeit aber kam eine fremde Frau zu ihr, die wirkte ehrlich und nett und sprach: „Du langweilst dich doch in deinem Zimmer. Wenn du im Garten spazieren gehen würdest, würde dein Kopf freier und deine Sehnsucht gemildert.“ Erst weigerte sich die Fürstin eine ganze Weile herauszukommen, aber schließlich meinte sie:

„Spazieren gehen im Garten ist nichts unrechtes“ und so ging sie hinaus. Draußen floss Wasser klar wie Glas in einem Flüsschen und die fremde Frau sprach: „Es ist so heiß, die Sonne brennt hernieder. Komm, wir wollen im kühlen Wasser baden gehen.“

Zuerst sprach die Fürstin: „Nein, ich will nicht.“ Dann aber dachte sie: „Baden ist eigentlich auch nichts unrechtes“, zog ihre Kleider aus und stieg ins Wasser. Kaum aber war sie darin, da schlug die fremde Frau sie auf den Rücken und sprach:

„Fürstin, Fürstin schwimme fort
als weiße Ente von diesem Ort.“

Im gleichen Moment verwandelte sich die Fürstin in ein weißes Entchen und schwamm als solches im Flüsschen herum. Die fremde Frau, die eine Hexe war, zog die Fürstinnenkleider an, schmückte und putzte sich nach einem hohen Stand und wartete auf den Fürsten. Als die Glocken zu seiner Begrüßung läuteten und die Schlosshunde ihn mit ihrem Gebell begrüßten, lief sie, ihn zu empfangen. Sie fiel ihm um den Hals, küsste und betörte ihn. Voller Freude und geblendet von ihrer Kunst nahm er sie in die Arme und erkannte nicht, dass sie nicht die rechte Fürstin war.

Das weiße Entchen jedoch legte Eier und bekam drei Kinder von Menschengestalt, zwei große Jungen und einen kleinen. Sie wuchsen heran, gingen am Flüsschen spazieren, fingen Fischlein, sammelten Lumpen und nähten sich daraus Röckchen für sich. Sie liefen kreuz und quer am Ufer herum, dass es eine Freude war.

„Geht nicht weg, Kinder“ sprach da die Mutter, aber die Buben gehorchten nicht. Sie spielten auf der Wiese, sie sprangen über Stock und Stein und entfernten sich immer weiter vom Flüsschen, bis sie zum Schloss des Fürsten kamen. Die Hexe wusste sogleich, wessen Kinder dies waren und knirschte vor Ärger mit den Zähnen. Mit gespielter Freundlichkeit rief sie die Jungen zu sich, reichte ihnen Speis und Trank und wies ihnen danach ein weiches Bett zum schlafen an. Dann befahl sie, dass ein Feuer gemacht und ein Kessel darüber gehängt werden solle und ließ scharfe Messer wetzen. Die beiden größeren Buben schliefen schon, aber der kleinste, den der älteste vorne in sein Hemd gesteckt hatte, damit er nicht krank wurde, war noch wach und sah voller Furcht, was rings um ihn geschah.

Mitten in der Nacht ging die Hexe zur Tür des Schlafraums und sprach:
„Schlaft ihr, liebe Kinderlein?
Schlaft ihr schon gar hübsch und fein?“
Der kleine Junge antwortete:
„Wir schlafen nicht, wir schlafen nicht,
die Angst steht uns tief im Gesicht,
man will uns schlachten drauß´ im Licht
Das Wasser ist aufgesetzt
Die Messer sind gewetzt!“

„Sie schlafen noch nicht“ dachte die Hexe und ging eine Weile fort, um später in der Nacht wieder zu kommen. Nach ihrer Rückkehr fragte sie wieder:

„Schlaft ihr, liebe Kinderlein?
Schlaft ihr schon gar hübsch und fein?“
Der kleine Junge antwortete:
„Wir schlafen nicht, wir schlafen nicht,
die Angst steht uns tief im Gesicht,
man will uns schlachten drauß´ im Licht
Das Wasser ist aufgesetzt
Die Messer sind gewetzt!“

„Das ist wieder die gleiche Stimme“ bemerkte die Hexe, öffnete ganz leise die Tür und sah, dass die beiden großen Jungen fest schliefen. So schlich sie zu ihrem Bett, berührte die Brüder mit ihrer eisigen Todeshand und noch im gleichen Moment hauchten sie ihr Leben aus und lagen regungslos da.

Am folgenden Morgen rief die Ente ihre Kinder, doch keines kam. Sie spürte, dass etwas Böses passiert war und ihr Herzchen raste. Sie flog in das Schloss des Fürsten und dort im Hof lagen die drei Brüderchen, weiß wie Tücher, kalt wie ein Eisblock, still und regungslos. Die Mutter landete auf ihnen, bedeckte sie mit ihren Flügeln und sang:

„Quak, quak meine Söhnelein,
Quak, quak liebste Kinderlein,
Ich zog euch groß in vieler Not,
Sorgte gut, nun seid ihr tot.
Ich schlief nicht in so mancher Nacht,
Bin nun um jeden Schlaf gebracht.“

Der Fürst hörte den Gesang und sagte zu seiner falschen Frau: „Hast du so das schon einmal gehört? Die Ente singt mit der Stimme einer Frau!“

„Das scheint dir nur so. Lass sie fort jagen!“

Die Diener des Fürsten vertrieben die Ente, aber schon bald kam sie wieder zurück zu ihren Kindern und klagte:

„Quak, quak meine Söhnelein,
Quak, quak liebste Kinderlein,
Die Hexe hat euch verdammt,
so dass euer Leben schwand.
Die böse Hexe, voll Gier und voll Neid,
Nahm euch den Vater vor langer Zeit,
Stieß mich ins Bächlein, verwandelte mich
Setzte sich auf meinen Platz wie zuvor ich.
So musste ich dann als Entchen leben
Und sie lebte das Fürstinnenleben.“

Der Fürst horchte auf und wies seine Diener an: „Fangt mir das weiße Entchen!“

Alle rannten, um sie zu erwischen, doch niemand konnte sie fassen. Als aber der Fürst selbst ihr hinterher lief, fiel sie in seine Arme. Er nahm einen Flügel in seine Hand und sprach:

„Steh, weiße Birke hinter mir,
Steh, schönes Mädchen vor mir!“

Da schien es, als ob die Birke hinter ihm sich streckte und mit einem mal stand an Stelle des Vogels ein schönes Mädchen vor dem Fürsten, das er sogleich als seine wahre Gemahlin erkannte. Das Mädchen rief eine Elster, band ihr zwei Bläschen für Wasser unter die Flügel und befahl ihr, in dem einen das Wasser des Lebens und in dem anderen das Wasser des Sprechens herbei zu schaffen.

Die Elster flog fort und einige Zeit später kehrte sie tatsächlich mit den beiden Wassern zurück. Die Brüder wurden mit dem Wasser des Lebens besprengt, da fingen sie an sich zu rühren und standen auf, dann wurden sie mit dem Wasser des Sprechens besprengt und schon redeten sie. So bekam der Fürst seine Familie und lebte mit ihnen zusammen in Glück und Zufriedenheit. Die böse Hexe jedoch band man an ein Pferd, jagte es über die Felder, so dass ihr Arme und Beine an den Gräben und Steinen brachen. Was von ihr später übrig war, pickten die Vögel auf uns so blieb von ihr keine Spur, nicht mal eine Gedanke zurück.

Aus Russland 

Die Bedeutung und Lehren des russischen Märchens „Das weiße Entchen“

Das russische Märchen „Das weiße Entchen“ erzählt von einer Fürstin, die von einer Hexe in ein Entchen verwandelt wird und deren Kinder von ihr getrennt werden. Doch am Ende triumphiert die Liebe und die Familie wird wieder vereint. In diesem Blogbeitrag wollen wir uns die Bedeutung und Lehren dieses Märchens genauer ansehen.

Eine Zusammenfassung der Handlung des Märchens

Das Märchen „Das weiße Entchen“ handelt von einer Fürstin, die von einer Hexe in ein weißes Entchen verwandelt wird. Die Hexe nimmt die Gestalt der Fürstin an und täuscht ihren Ehemann, den Fürsten. Das weiße Entchen legt drei Eier, aus denen drei menschliche Kinder schlüpfen, und kümmert sich liebevoll um sie. Die Hexe jedoch ermordet die Kinder und das Entchen versucht verzweifelt, sie wiederzubeleben. Schließlich gelingt es dem Entchen, den Fürsten zu überzeugen, dass sie seine wahre Frau ist, und er beschwört eine weiße Birke und ruft das Entchen zurück in seine menschliche Gestalt. Das Entchen bittet eine Elster um das Wasser des Lebens und das Wasser des Sprechens, um ihre Kinder wiederzubeleben. Mit ihrer Hilfe gelingt es ihr, ihre Kinder wiederzubeleben und die Hexe zu besiegen. Das Märchen zeigt, dass Liebe und Treue über alle Hindernisse hinweg siegen können.

Die Bedeutung von Symbolen wie dem weißen Entchen und der Hexe

Im Märchen aus Russland, „Das weiße Entchen“, sind verschiedene Symbole enthalten, die für die Handlung und die Bedeutung des Märchens wichtig sind. Ein solches Symbol ist das weiße Entchen, das für die verzauberte Fürstin steht. Das Entchen symbolisiert auch Reinheit und Unschuld, da es ein unschuldiges Wesen ist, das von der Hexe in eine andere Gestalt verwandelt wurde.

Die Hexe, die im Märchen als Antagonistin auftritt, ist ein weiteres Symbol, das für das Böse und das Dunkle steht. Sie verkörpert die negativen Kräfte, die in der Welt existieren und die das Leben der Menschen beeinflussen können. Sie ist auch ein Symbol für Verführung und Täuschung, da sie die Fürstin in eine Ente verwandelt und ihre Position als Fürstin einnimmt.

Das Märchen aus Russland zeigt, dass es in der Welt sowohl gute als auch böse Kräfte gibt und dass die Menschen aufgefordert sind, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen ihrer Handlungen zu verstehen. Es lehrt auch, dass das Böse nicht immer offensichtlich ist und dass es wichtig ist, aufmerksam zu sein und nicht von äußeren Erscheinungen getäuscht zu werden.

Das weiße Entchen und die Hexe symbolisieren auch die Dualität des menschlichen Lebens, da es sowohl Licht als auch Dunkelheit gibt. Das Märchen erinnert uns daran, dass wir alle in der Lage sind, Gutes oder Böses zu tun und dass unsere Entscheidungen Auswirkungen auf uns und unsere Umwelt haben können.

Das Märchen aus Russland zeigt, dass Symbolik ein wichtiger Teil der Erzählung von Märchen ist und dass die Bedeutung von Symbolen uns helfen kann, die Botschaften und Lehren zu verstehen, die in diesen Geschichten enthalten sind.

Die Lehren, die aus dem Märchen gezogen werden können

Das Märchen vom weißen Entchen aus Russland lehrt uns wichtige Werte wie Vertrauen, Liebe und Familie. Die Geschichte zeigt uns, wie wichtig es ist, auf unsere Instinkte und unser Bauchgefühl zu hören, um nicht Opfer von Betrügern und Lügnern zu werden.

Das weiße Entchen symbolisiert die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern und die Bedeutung von bedingungsloser Liebe. Es zeigt uns, dass die Mutterliebe selbst in schwierigen Situationen stark und unerschütterlich bleiben kann. Die Hexe hingegen steht für das Böse und die Zerstörung, die aus Neid, Gier und Boshaftigkeit entstehen können.

Das Märchen lehrt uns auch die Bedeutung von Vertrauen in die Familie und die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Loyalität. Die Fürstin vertraut der Hexe, die sie letztendlich verrät und in ein Entchen verwandelt. Die Brüder hingegen vertrauen ihrer Mutter, die sie letztendlich rettet und zu ihrem wahren Ich zurückführt.

Die Geschichte zeigt uns, dass die Kraft der Liebe unbesiegbar ist und dass selbst in den dunkelsten Zeiten die Hoffnung auf Rettung und Veränderung bestehen bleibt. Es ist wichtig, unseren Glauben an das Gute und unsere Liebe zu unseren Mitmenschen aufrechtzuerhalten, um in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben.

Es lässt sich sagen, dass das Märchen vom weißen Entchen aus Russland uns lehrt, dass Liebe, Vertrauen und Zusammenhalt die wichtigsten Werte im Leben sind und dass sie uns in schwierigen Situationen stärken und unterstützen können. Es ist wichtig, auf unsere Intuition und unsere Familie zu hören und unser Herz für die Liebe zu öffnen, um glücklich und erfüllt zu leben.

Die kulturelle Bedeutung des Märchens in der russischen Folklore

Das Märchen „Das weiße Entchen“ hat eine besondere kulturelle Bedeutung in der russischen Folklore und wird oft als eines der bekanntesten russischen Märchen betrachtet. Die Geschichte ist tief in der slawischen Mythologie verwurzelt und wird oft als Allegorie für den Kampf zwischen Gut und Böse interpretiert.

Das weiße Entchen, das Opfer einer Hexe wird und dann wieder in seine menschliche Form zurückkehrt, ist ein Symbol für die Reinheit und Unschuld, die der Hexe zum Opfer fällt. Das Märchen betont auch die Bedeutung von Liebe und Vertrauen innerhalb einer Familie. Die Fürstin vertraut der Hexe und zahlt dafür einen hohen Preis. Das weiße Entchen hingegen vertraut auf seine Liebe und seine Mutterinstinkte, um ihre Kinder zu retten.

In der russischen Folklore spielen Tiere oft eine wichtige Rolle als Symbolträger. Das weiße Entchen, das seine menschliche Gestalt zurückgewinnt, ist ein Beispiel dafür. Es steht für die Unschuld, die Reinheit und die Hoffnung, die im Menschen immer vorhanden sind und in schwierigen Zeiten wiedererweckt werden können.

Das Märchen ist auch ein Beispiel für die Bedeutung von Märchen und Geschichten in der russischen Kultur. In Russland wurden Märchen schon seit Jahrhunderten erzählt und überliefert, um Werte und Traditionen zu vermitteln und das Bewusstsein für das Übernatürliche und den Glauben an höhere Kräfte zu stärken.

Das Märchen „Das weiße Entchen“ hat eine tiefe kulturelle Bedeutung in der russischen Folklore hat. Es ist ein Symbol für die Hoffnung und die Stärke, die in jedem Menschen vorhanden sind, sowie für die Bedeutung von Liebe und Vertrauen in einer Familie.

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