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"Das Leben besteht nicht darin, zu warten, dass der Sturm vorbeizieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen."

Finist, der Falke – ein russisches Märchen

Finist der Falke - ein Märchen aus Russland
Finist der Falke - ein Märchen aus Russland

Vor vielen Jahren lebte einmal ein reicher verwitweter Kaufmann, der drei Töchter hatte. Die beiden älteren Töchter waren vor allem interessiert an schönen Kleidern und dem feiern von Festen, aber Maria, die Jüngste, besorgte dem Vater den Haushalt und war sittsam und gut.

Eines Tages ging der Kaufmann zum Markt und fragte seine Töchter, was für Geschenke er ihnen mitbringen solle. Die beiden älteren Töchter wünschten sich teure Stoffe für neue Kleider, aber Maria sprach: „Alles was ich will, ist eine Feder von Finist, dem Falken.“ Doch eine solche Feder konnte er im Gegensatz zu den Stoffen auf dem Markt nicht finden.

Auf seiner nächsten Reise ging er zu einem Markt weiter weg von zu Hause. Seine älteren Töchter fragten ihn nach seidenen Schals, aber Maria wollte wieder eine Feder von Finist dem Falken. Wieder fand er die teuren Geschenke für die älteren Töchter, aber niemand auf dem Markt hatte jemals etwas von einer solchen Feder gehört.

Als der Kaufmann wieder zum Markt wollte, dieses Mal weit, weit weg von zu Hause, fragten ihn die beiden älteren Töchter nach neuen Ohrringen und Maria wünschte sich wieder nur die Feder von Finist dem Falken. Der Kaufmann fand auch schöne Ohrringe auf dem Markt. Auf seinem Weg zurück traf er einen alten Mann mit einem kleinen Kästchen in seiner Hand. „Was ist in dem Kästchen?“ fragte der Kaufmann. „Eine Feder von Finist dem Falken“ antwortete der alte Mann. „Bitte, verkaufe sie mir,“ bat ihn da der Kaufmann, aber der alte Mann sprach: „Diese Feder ist nicht zu verkaufen. Aber ich kann sie einem gutmütigen Mann, wie ihr es seid, zum Geschenk machen.“

Als der Kaufmann mit der Feder heim kam, danke ihm Maria mit großer Freude und rannte in ihr Zimmer, um das Kästchen zu öffnen. Sie nahm die Feder heraus, warf sie in die Luft und ein Falke erschien. Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden und der Falke verwandelte sich in einen prächtigen jungen Mann. Sie sprachen miteinander voller Glück bis in die späte Nacht. Da dachten die beiden älteren Schwestern, sie hörten eine Männerstimme im Zimmer der Jüngsten, klopften an die Tür und verlangten Einlass. Aber bevor sie herein kamen, flog Finist aus dem Fenster heraus. In das leere Zimmer hereinstürzend waren die Schwestern sehr verärgert und voller Misstrauen.

In den nächsten drei Nächten flog Finist erneut durch Marias Fenster, um sie zu besuchen, als sie die Feder fallen ließ. Aber in der dritten Nacht sahen die bösen Schwestern ihn davon fliegen. Als Maria nicht in ihrem Zimmer war, klemmten sie ein scharfes Messer und Nägel in den Fensterrahmen. In der folgenden Nacht wartete Maria erneut auf Finist, da sie aber sehr müde von den Nächten mit wenig Schlaf war, nickte sie ein. Als Finist versuchte in das Fenster hinein zu fliegen, verletzte er seine Flügel an den scharfen Spitzen und Schneiden. Traurig sprach er zur schlafenden Maria: „Lebe wohl, meine Liebste. Wenn du mich liebst, wirst du mich finden“ und flog davon.

Am nächsten Morgen entdeckte Maria die mit Blut beschmierten Messer auf dem Fensterrahmen. Sie weinte und rief nach Finist. Als sie keine Antwort erhielt, beschloss sie, ihren Liebsten zu finden. Sie wanderte Tage und Tage durch den Wald und kam zuletzt an eine kleine Hütte.

Eine alte Frau kam aus der Tür und fragte ihn: „Wohin gehst du, schönes Mädchen?“

Maria antwortete: „Ich suche Finist, den Falken.“

„Oh, es ist ein weiter Weg zu ihm“ sagte da die alte Frau Nimm diesen silbernen Teller und das goldene Ei. Gib sie nicht her für alles Geld der Welt, aber verkaufe sie für eine Unterhaltung mit Finist.

Maria nahm die Geschenke, dankte der alten Frau und ging wieder auf die Reise. Sie kam noch an zwei anderen kleinen Häuslein vorbei, wo die Schwestern der alten Frau lebten, die für sie viele freundliche Worte hatten und zwei weitere Geschenke gaben: Eine goldene Nadel und eine goldene Spindel. Schließlich erreichte Maria einen Palast. Sie hörte, dass Finist dort war und die Prinzessin des Landes, in dem sie sich befand, ihn dort heiraten wollte. Maria ging zur Palastküche, fragte nach Arbeit als Dienstmagd und durfte als Spülfrau bleiben.

Eines Abends, nach einem langen Tag mit harter Arbeit, ließ sie sich nieder und spielte mit ihrem silbernen Teller und goldenen Ei. Durch einen Zufall sah die Prinzessin Maria mit ihren wertvollen Schätzen und fragte diese sogleich, ob sie sie ihr verkaufen würde. Maria, die sich noch an den Rat der alten Frau erinnerte, antwortete:

„Ich kann sie nicht verkaufen. Aber wenn ihr mich heute Abend mit Finist dem Falken sprechen lasst, gebe ich sie euch als Geschenk.“

Die Prinzessin willigte ein, aber sie war misstrauisch und tat Schlafpulver in Finists Speisen. Später am Abend ging Maria zu Finists Gemach und sprach zu ihm: „Mein liebster Finist der Falke, erwache!“

Aber er war schon eingeschlafen und konnte sie nicht hören. Am nächsten Tag sah die Prinzessin erneut, als sie gerade mit der goldenen Nadel spielte. Doch es passierte wieder dasselbe und Finist entschlief, bevor Maria mit ihm sprechen konnte. In der dritten Nacht, als sie sich das Recht, mit ihm zu sprechen mit der goldenen Spindel erkaufte, ging sie in sein Gemach und kniete vor seinem Bett, als sie ihn rief. Doch er war wieder von der Prinzessin betäubt worden und konnte sie nicht hören. Im Wissen, dass sie ihre letzte Chance verloren hatte, begann sie zu weinen und eine ihrer Tränen fiel auf seine Backe. Dieses mal spürte er ihre Sorge, öffnete seine Augen und sprach:

„Liebste Maria, ich bin so glücklich, dich wieder zu sehen!“ Sie erzählte ihm von ihren Abenteuern seit sie sich das letzte Mal begegnet waren. Sie versprachen sich ewige Liebe und flüchteten zusammen aus dem Palast der Prinzessin. Als sie zurück zu Marias Haus kamen, vergaben sie Marias Schwestern, heirateten sich und lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

Alexander Nikolajewitsch Afanasjew – aus Russland 

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Der römische brunnen | ein gedicht von conrad ferdinand meyer.