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"Das Leben besteht nicht darin, zu warten, dass der Sturm vorbeizieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen."

Wilde Schwäne – ein Märchen aus Russland

Die wilden Schwäne - ein Märchen aus Russland
Die wilden Schwäne - ein Märchen aus Russland

Es war einmal ein Mann und seine Frau, die hatten zwei Kindern, ein Mädchen und einen Jungen. Eines Tages sprach die Mutter: „Töchterchen, wir gehen jetzt auf die Arbeit. Pass gut auf Dein kleines Brüderchen auf und spielt nur auf dem Hof. Wir bringen Dir auch ein schönes buntes Tüchlein mit.“

Als die Eltern gegangen waren, setzte das Mädchen das kleine Brüderchen ins Gras vor dem Haus und lief auf die Straße, um dort mit den anderen Kindern zu spielen. Da kam eine Gruppe wilder Schwäne angeflogen, hob das Brüderchen in die Luft und trug ihn mit sich hinfort.

Als das Mädchen zurück kam, war ihr Brüderchen verschwunden. Sie suchte am Haus, rief nach ihm und weinte, doch das Brüderchen blieb verschwunden. Da lief sie hinaus aufs Feld und sah in der Ferne die Schwäne davon fliegen. Sie konnte erkennen, dass die Schwäne etwas trugen und sie waren direkt aus der Richtung ihres Hauses gekommen und nichts anderes war zu sehen. So wurde ihr klar, dass die Schwäne ihr Brüderchen hinfort trugen. Verzweifelt lief das Mädchen den Schwänen hinterher, verlor sie jedoch aus ihren Augen. Nach einer Weile kam sie an einem Ofen vorbei. Das Mädchen fragte den Ofen:

„Ofen, Ofen, sage mir, wohin sind die Schwäne geflogen?“ Der Ofen antwortete: „Iss von meinem Roggenbrot, dann sag ich Dir, was Du begehrst.“ Da meinte das Mädchen: „Ich mag aber kein Roggenbrot, ich mag nur solches aus Weizen!“ Da schwieg der Ofen und das Mädchen lief weiter. Sie kam zu einem Apfelbaum:

„Apfelbaum, Apfelbaum, sage mir, wohin sind die Schwäne geflogen?“ Der Apfelbaum antwortete: „Iss von meinen grünen Äpfeln, dann sag ich Dir, was Du begehrst.“ Da sagte das Mädchen: „Ich mag kein grünen Äpfel, nur die süßen roten!“ So schwieg auch der Apfelbaum und das Mädchen musste wieder weiter. Sie lief ein ganzes Stück ziellos umher und kam an einen Fluss aus Milch mit einem Ufer aus Grütze. Sie fragte den Fluss:

„Milchfluss, Milchfluss, sage mir, wohin sind die Schwäne geflogen?“ Da sprach auch der Milchfluss: Iss von meiner Grütze, dann sag ich Dir, was Du begehrst.“ Das Mädchen sprach: „Bei uns daheim gibt es süße Sahne.“ Und lief weiter durch den Wald und über die Felder. Als es schließlich Abend wurde, wollte das Mädchen zurück nach Hause. Da sah sie von Weitem eine Hütte, die auf zwei Hühnerbeinen stand und sich auf ihnen drehte. Drinnen saß die Hexe Baba Jaga und spann den Flachs. Neben der Hexe saß das kleine Brüderchen und spielte mit einem silbernen Apfel.

„Sei gegrüßt, Großmütterchen.“

„Guten Tag mein Kind, was willst Du hier?“

„Mein Kleid ist nass und ich bin müde. Ich möchte mich ein wenig aufwärmen.“

„Dann setz dich hier und spinne für mich“ sagte Baba Jaga und ging, während das Mädchen anfing zu spinnen. Da kam ein Mäuschen unter dem Ofen vor und flüsterte: „ Mädchen, gib mir etwas Brot. Dann werde ich Dir auch etwas Wichtiges sagen!“ Das Mädchen gab ihr das Brot. Das Mäuschen sprach: „Die Hexe heizt gerade ihr Bad. Dort will sie Dich waschen und schrubben. Aber dann steckt sie dich in den Ofen, brät Dich und frisst Dich mit Haut und Haaren!“ Das Mädchen fing an zu weinen und war ganz verzweifelt. Das Mäuschen aber sagte: „Eile dich, nimm dein Brüderchen und laufe davon. Ich spinne für dich weiter.“

Das Mädchen nahm sein Brüderchen auf den Arm und rannte davon. Da hörte das Mäuschen die Stimme von Baba Jaga, die fragte: „Spinnst Du, Mädchen?“ „Ja, Großmütterchen“ antwortete das Mäuschen mit der Stimme des Mädchens und drehte am Spinnrad. Als das Bad warm war, kam Baba Jaga, um das Mädchen zu holen. Als sie im Zimmer war, sah sie, dass es nicht mehr da war. Sie wurde sehr böse und schrie:

„Ihr wilden Schwäne fliegt davon, sucht das Mädchen und das Bübchen!“ Das Mädchen aber kam wieder an den Milchfluss und bat ihn: „Bitte lieber Fluss, versteck uns vor den Schwänen!“ „Iss meine Grütze, dann werde ich dir helfen.“ Das Mädchen aß von der Grütze und der Fluss versteckte die beiden in den Schatten an seinem Ufer.

Die Schwäne sahen sie nicht und flogen weiter. Als sie weg waren, verließen auch die Kinder den Fluss. Nach einer Weile merkten die Schwäne jedoch, dass sie die Kinder verpasst haben mussten und kehrten um. Die Kinder waren gerade bei dem Apfelbaum, als sie von weitem die Schwäne zurückkehren sahen. Die Kinder hatten große Angst und das Mädchen fragte den Baum: „Bitte lieber Apfelbaum, versteck uns vor den Schwänen!“ „Iss meine grünen Äpfel, dann werde ich Euch helfen.“ Das Mädchen tat es und der Apfelbaum bedeckte die beiden Kinder mit seinen Blättern. So sahen die Schwäne die Kinder auch dieses mal nicht und flogen vorbei. Als sie weg waren, lief das Mädchen mit seinem Brüderchen weiter.

Sie waren schon fast zu Hause, da stürzten plötzlich erneut die Schwäne von oben herab. Das Mädchen sah in der Nähe den Ofen stehen und rannte mit dem Brüderchen zu ihm: „Bitte, lieber Ofen, hilf uns! Die Schwäne wollen uns fangen!“ „Iss zuerst von meinem Roggenbrot!“ Das Mädchen steckte ein Stück Brot in ihren Mund, kroch mit dem Bruder durch die Ofenklappe in den Ofen hinein und schlug die Klappe zu. Die Schwäne umschwirrten den Ofen, konnten jedoch nicht hinein gelangen. Nach einer Weile musste sie wieder unverrichteter Dinge abziehen.

Das Mädchen bedankte sich beim Ofen und lief mit ihrem Brüderchen nach Hause. Schon bald kamen auch ihre Eltern zurück und zusammen lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Ende.

Märchen aus Russland 

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