Die Tochter des Teufels | Ein Märchen aus Lettland

Tochter - Teufel - Märchen aus Lettland
Novellen - Kurzgeschichten - Bücher - Daniela Noitz

Ein Bauer war einmal unterwegs. Er war schon ganz lange nicht mehr zu Hause gewesen, ein Jahr vielleicht oder länger, und jetzt war er auf dem Rückweg und verfuhr sich. Er fuhr immerzu weiter, es wurde Nacht und er konnte den Weg nicht finden. Er plagte sich ziemlich mit dem Wagen, geriet in Zorn und rief vor Wut aus: „Wenn mich der Teufel hier herausführen würde, dem gäbe ich, was immer er haben wollte!“ Kaum hatte er das gesagt, kam ein unbekannter Mann auf ihn zu und fragte: „Was gibst du mir, wenn ich dich auf den richtigen Weg bringe?“ „Na, was willst du denn dafür haben?“, fragte der Bauer. „Gib mir das, was du bei deiner Abfahrt von zu Hause nicht zurückgelassen hast!“ Der Bauer war’s zufrieden: „Gut, das gebe ich dir!“ Der Unbekannte glaubte ihm aber nicht so einfach, sondern holte ein Stück Papier hervor, ließ ihn sich in den Finger stechen und mit Blut unterschreiben, dass er ihm das gebe, von dem er nicht wisse, dass es zu Hause ist. Danach führte er ihn auf den richtigen Weg und sagte zum Abschied: „Wenn die Zeit kommt, dann hole ich mir das Meinige!“ Und verschwand. Da erkannte der Bauer, dass das der Teufel gewesen war.

Er fuhr nach Hause, und seine Frau kam ihm entgegen mit einem Kindchen auf dem Arm. Da stach es ihm wie mit Messern ins Herz – er verstand jetzt, dass er dem Teufel seinen Sohn verschrieben hatte, denn er hatte nicht gewusst, dass er zu Hause einen Sohn hatte. Na, er sagte seiner Frau nichts davon, was er mit dem Teufel abgemacht hatte, freute sich nur, dass er einen Sohn hatte. Dann lebten sie eine ganze Zeit
lang in Ruhe, die Jahre vergingen, der Sohn wuchs und blieb gesund, wuchs heran zu einem schmucken Burschen, und der Vater dachte schon, dass der Teufel ihn vergessen habe, vielleicht kommt er ja gar nicht mehr, um ihn zu holen. Dann aber, als der Sohn zwanzig wurde, kamen plötzlich durch das Fenster Briefe vom Teufel, der schrieb: „Na, was ist? Schick mir den Sohn, wann gibst du ihn mir?“ Ein Brief nach dem anderen erschien, immer dringlicher, er solle den Sohn schnellstens losschicken Richtung Sonnenuntergang, zur linken Hand, zum Rand des Sees! Der Vater wurde immer bekümmerter, er wusste nicht, was er tun sollte, und der Sohn fragte alle: „Papa, was hast du? Warum bist du so traurig?“ Erst wollte er es ihm nicht sagen, aber dann erzählte er ihm, dass er ihn dem Teufel verschrieben hatte, und der Sohn kriegte einen großen Schreck, sagte aber: „Was versprochen ist, muss man halten! Ich gehe, und wenn Gott mir hilft, dann komme ich glücklich wieder zurück! Sorge dich nicht, Papa, mir wird nichts Schlimmes geschehen!“

Er machte sich auf den Weg und ging sehr lange, immer nach links, Richtung Sonnenuntergang, aber er wusste nicht, wie man dahin gelangt, zum Schloss des Teufels. Er kam an ein Häuschen, in dem lebte eine Zauberin. Er wünschte ihr einen guten Tag und fing an mit ihr zu schwatzen, dabei merkte er, dass sie eine weise Frau war. Na, er war selbst ein Kluger und hatte allerhand gelernt. Er erzählte der Frau alles und bat sie um Unterweisung, was er machen und wie er gehen sollte. Sie sagte ihm: „Gut, Söhnchen, ich will dir alles erklären! Geh nur immer weiter in diese Richtung, dann kommst du an einen See, versteck dich hinter einem Baum und warte ab – zu diesem See kommen zwölf Täubchen geflogen, aber das sind nicht zwölf Täubchen, sondern Jungfern. Sie werden ihre Feder ablegen und baden. Sie haben alle Taubenfedern, nur die zwölfte hat Federn aus Gold. Diese Federn stiehlst du ihr, dann wird sie dir beibringen, was du weiter tun musst!“ Er dankte ihr und ging los.

Er kam an den See, versteckte sich hinter einem Baum und wartete. Etwa zwei Stunden musste er warten, dann sah er, wie zwölf Täubchen geflogen kamen, elf mit Taubenfedern, die zwölfte mit Federn aus Gold. Sie legten die Federn ab, verwandelten sich in schöne Jungfern und gingen baden. Er schlich sich auf den Weg, streckte die Hand aus, griff sich die goldenen Federn und versteckte sich wieder. Als die Jungfern fertig waren mit Baden, zogen sie sich wieder an – elf legten ihr Federkleid an, hingen sich die Flügel um und flogen davon, aber die zwölfte suchte und suchte ihre Sachen und konnte sie nicht finden – sie waren weg! Da erkannte sie, dass jemand sie gestohlen haben musste, stellte sich hin und sagte: „Zeige dich, der du mir die goldenen Federn gestohlen hast, und gib sie mir zurück! Wenn du alt bist, sollst du mein Vater sein, wenn du klein bist, sollst du mein Bruder sein, wenn du heranwächst, wirst du mein Freund!“ Er kam hinter dem Baum hervor und sagte: „Hier sind deine Federn, jetzt zeige mir den Weg zum Teufelsschloss!“ Sie antwortete: „Gut, ich zeig ihn dir, aber was willst du dort?“ Er erzählte ihr alles von vorne bis hinten, und sie hörte zu und sprach dann zu ihm: „Diese Täubchen, das sind meine Schwestern, und der, zu dem du gehst, ist unser Vater, und ich bin seine Lieblingstochter. Er erwartet dich schon, und er wird dir das allerschwerste auf der Welt auferlegen. Aber hab keine Angst, ich helfe dir bei allem, und ich schwöre dir, dass ich dir ein echter Freund sein werde bis zum Tod!“ Sie erklärte ihm den Weg: „Da ist ein hoher Berg, auf dem Berg stehen zwölf kupferne Häuser, das dreizehnte ist aus Gold, – in den kupfernen Häusern wohnen meine Schwestern und meine Eltern, und das goldene ist mein Haus. Komm direkt zu mir, ich zeige dir dann, was du weiter tun musst!“ Sie zog ihr Federkleid an und hing sich die Flügel um und flog davon, und er machte sich auf und ging in die Richtung, die sie ihm gezeigt hatte. Er kam zu einem hohen Berg und sah zwölf kupferne Häuser in der Sonne glänzen, und das dreizehnte, das goldene, glänzte noch heller. Er sah, wie er zu diesem goldenen Haus kam, und da wartete sie schon auf ihn!

Sie gab ihm gleich zu essen und zu trinken, dann ließ sie ihn sich hinlegen und ausruhen vom Weg und sagte zu ihm: „Morgen gehst du zum Vater, ich muss nur noch herauskriegen, zu welcher Zeit. Ich sage dir dann, wann du am besten gehst, damit er nicht böse wird!“ Als er am Morgen erwachte, sagte sie zu ihm: „Hier hast du Frühstück. Wenn du gegessen hast, geh zum Vater, er ist heute guter Laune, und gib acht: wenn er dir Arbeit auferlegt, wie schwer auch immer sie dir erscheint, antworte nur immer: gut, mach ich! und komm dann zu mir, ich werde dir helfen! Ich hab dir geschworen, dass ich dir ein Freund sein werde bis zum Tode, und ich halte mein Wort!“

Na, da ging er los. Der Teufel empfing ihn sehr freundlich, sprach mit ihm und sagte dann: „Ich sehe, dass du ein Schlauer bist! Ich gebe dir was zu tun – wenn du das schaffst, kannst du mein Schwiegersohn werden, wenn aber nicht, ergeht es dir schlecht! Heute kannst du ausruhen, aber morgen um zwölf Uhr Mittags sollst du mir inmitten des Meeres hinter meinem Haus eine Insel machen. Und auf der Insel soll ein schöner Garten mit Bäumen und Blumen und allerlei Beeren sein, mit Pfaden und Wegen zum Spazierengehen, und vom Ufer eine Brücke zur Insel! Morgen um die Mittagszeit feier ich ein großes Fest – sieh zu, dass dann alles fertig ist, ich komme mit allen meinen Gästen dahin!“ Der Junge sagt: „Gut, mach ich!“ und ging zu seiner Freundin. Die fragte sofort: „Wie ging es denn? Was hat er dir aufgetragen?“ Er erzählte ihr alles, und sie sagte: „Hab keine Angst, alles wird erledigt! Schlafe heute Nacht, ich wecke dich morgen früh!“ Er ging schlafen, sie aber rief ihre kleinen Teufelshelfer zusammen und ließ sie in der Nacht die Insel und den Garten machen und die Brücke. Am Morgen weckte sie ihn und sagte: „Steh auf, geh in den Garten zum Säen, alles ist schon bereit!“ Sie gab ihm einen Beutel mit Samen und beide gingen los. Er warf die Samen auf die Erde, und sofort wuchsen daraus Blumen und blühten, und Beeren funkelten in den Büschen, und Äpfelchen hingen rot an den Bäumen und ein wunderbarer Duft war überall in der Luft! Schon schlägt es Mittag, da kommt der Teufel mit seinen Gästen, um die Arbeit zu besehen. Die Gäste sahen, dass alles sehr gut gemacht war, sie staunten und lobten die Arbeit, auch der Teufel lobte ihn und sagte, er freue sich. Seine Tochter aber sagte zu dem Burschen: „Er sagt, er freut sich, aber er hat bösen Sinn gegen dich! Er wird dir noch eine Arbeit aufgeben, sag ihm nur immer: gut, gut! Ich werde dir schon helfen!“

Am Morgen nach dem Fest rief der Teufel ihn wieder zu sich und sagte: „Ich habe da seit zwölf Jahren einen Hengst, und niemand ist bisher auf ihm geritten. Wenn du ihn mir einreitest, gebe ich dir meine liebe Tochter zur Frau!“ Er antwortete: „Gut! Ich habe schon allerlei Pferde geritten und keine Angst gehabt – ich komme wohl auch mit dem hier zurecht!“ Er ging zu seiner Freundin, erzählte ihr alles, und sie sagte zu ihm: „Er verspricht dir seine Tochter, aber er will deine Seele haben! Er wird selbst dieses Pferd sein, aber hab keine Angst, ich helfe dir!“ Sie ging zu ihren kleinen Teufeln, hieß sie einen eisernen Sattel und eisernes Zaumzeug schmieden, eiserne Sporen und einen eisernen Stock, gab sie ihrem Freund und sagte: „Wenn du in den Stall kommst, schrei ihn an, leg ihm gleich das Zaumzeug an, bind den Sattel gut fest und steig auf. Wenn du sitzt, zieh kräftig am Zügel, schlag ihn mit dem Stock, so fest du kannst, schlage! und halt dich gut fest! damit kriegst du ihn!“ Er nahm die ganzen Sachen und ging zum Stall. Dort stand ein Hengst mit Feuer in den Augen, der brüllte wie der Donner und schlug wild mit den Hufen. Sobald er ihn angeschrien hatte, wurde er still. Da zäumte er ihn gleich und sattelte ihn, band ihm die Riemen um und sprang in den Sattel. Der Hengst versuchte loszurennen wie der Wind, tänzelte, schlug aus, aber er ließ ihn nicht frei. Er zog voller Kraft an den Riemen – und Kraft hatte er gewaltig – schlug auf ihn ein mit dem eisernen Stock, da blieb der Hengst stehen. Jetzt konnte er ihn ruhig reiten und lenkte ihn dahin, wohin er wollte – aber er musste dazu so stark an den Zügeln ziehen und auf ihn einschlagen, dass der Hengst am Ziel zusammenbrach und tot umfiel. Da schnitt er ihm das rechte Ohr ab, steckte es in seine Tasche, ließ den Hengst liegen und ging nach Hause. Als er zum goldenen Schloss kam, lief ihm seine Freundin entgegen und fragte: „Nun, wie war’s, wie war’s? Hast du’s geschafft?“ Er sagte: „Alles klar. Hier hab ich das rechte Ohr, das ich ihm abgeschnitten habe!“ Er zeigte es ihr, und sie sagte: „Na, jetzt wird er dich fürchten, nicht mehr du ihn!“

Am Morgen wurde er wieder zum Teufel gerufen. Er ging und fand den Teufel zusammengesunken sitzen, ganz zerschlagen, ein Tuch um den Kopf gebunden, weil es ihm peinlich war zuzugeben, dass ihm ein Ohr fehlte… Der Teufel fragte: „Na, wie? Hast du meinen Hengst eingeritten?“ Er antwortete: „Das habe ich wohl, für mich war das nicht schwer!“ Der Teufel sagte: „Wie kann ich wissen, dass du auf ihm geritten bist? Vielleicht gibst du nur an! Was hast du zum Zeichen, dass du ihn geritten hast?“ „Na, schau her, was ich zum Zeichen habe: als er tot umfiel, hab ich ihm ein Ohr abgeschnitten!“ Er holte das Ohr aus seiner Tasche und zeigte es dem Teufel. Sofort schnappte sich der Teufel das Ohr, legte es sich an und es wuchs sofort fest. Sagte der Teufel: „Schon gut, schon gut, ich glaube dir jetzt, dass du den Esel geritten hast und gebe dir meine Tochter zur Frau. Du musst allerdings noch bis morgen aus Wachs eine Kirche bauen, mit einer Orgel, die von selber spielt, dann kann die Hochzeit steigen!“ Er antwortete: „Gut, mach ich!“ Ging und erzählte alles seiner Freundin. Die hieß ihn wieder schlafen gehen und weckte ihn am nächsten Morgen mit den Worten: „Die Kirche ist schon fertig, die Orgel spielt von selbst, geh jetzt zum Vater und such dir deine Frau aus! Wir werden alle als Täubchen erscheinen, alle mit ganz gleichen Federn. Du musst genau hinschauen – ich lasse den rechten Flügel nach unten hängen, daran wirst du mich erkennen!“

Er ging zum Teufel und sagte ihm, dass die Kirche schon fertig sei und die Orgel spiele. „Na gut,“ sagte der Teufel, „jetzt such dir deine Frau aus. Es kommen zwölf Täubchen – die du fängst, die bekommst du!“ Er streute Weizen aus, pfiff, und da kamen zwölf Täubchen angeflogen, alle ganz gleich, sie wirbelten herum, jagten einander nach, man konnte nicht eine von der anderen unterscheiden. Aber er guckte genau hin und sah, wie eine Taube den Flügel hängen ließ – einmal, zweimal, dreimal. Er sprang zu ihr hin und fing sie. Der Teufel sagte: „Aha! Sieh mal an, was für ein Schlaukopf! Hast meine allerliebste Tochter gewählt! Na, ich will sie dir schon geben, aber erst morgen, nicht heute!“ Die Täubchen flogen weg und er ging zurück ins goldene Schloss.

Das Mädchen sagte zu ihm: „Du weißt nicht, warum er die Hochzeit noch bis morgen aufgeschoben hat – er will dir noch ein Rätsel aufgeben. Morgen werden wir wieder alle vor dir stehen, ganz gleich gekleidet, ganz gleich von Angesicht, ganz gleich in Schönheit. Merke dir gut, ich werde mit dem Auge blinzeln, daran wirst du mich erkennen!“

Am Morgen rief ihn der Teufel und sagte: „Hier sind zwölf Jungfern – die du auswählst, die wirst du heiraten!“ Er ging um die Jungfern herum und fand nicht heraus, welche seine Freundin war – alle sahen genau gleich aus. Dann sah er, wie eine mit dem Auge blinzelte, die nahm er bei der Hand und sagte: „Die hier soll die meine sein, die will ich haben!“ Der Teufel antwortet: „Gut, die nimmst du! Ich sehe, dass du ein Schlaukopf bist!“ Sie wurden vermählt, und dann gab es ein großes Fest. Als das Fest zu Ende ging, gingen alle Gäste in ihre Zimmer und die beiden bekamen auch ein Zimmer zum Schlafen zugewiesen. Da sagte die Braut zum Bräutigam: „Wir haben keine Zeit zu schlafen, wir müssen jetzt fliehen! Der Vater weiß, dass ich alles an deiner Stelle gemacht habe und ist furchtbar wütend! Mir kann nichts passieren, aber dir wird es schlecht ergehen, denn er will deine Seele haben! Ich habe dir geschworen, dass ich dir treu bin bis zum Tod, ich werde dich retten!“ Sie spuckte in alle vier Ecken, dann machten sie sich fertig und rannten davon.

Früh am Morgen schickte der Teufel in großem Zorn nach den Brautleuten, sie sollten schnellstens zum Frühstück kommen. Der Diener klopfte an die Tür, und die eine Spucke antwortet: „Ja, ja, wir stehen schon auf!“ Nach einer Weile kam wieder ein Diener des Teufels und klopfte an die Tür, da antwortete die zweite Spucke: „Ja, ja, wir sind schon beim Anziehen!“ Danach kam noch mal ein dritter an und rief, sie sollten sich beeilen, da antwortete die dritte Spucke: „Wir kommen gleich, wir sehen nur noch mal in den Spiegel!“ Ein vierter kam und rief, und die vierte Spucke antwortete: „Ja, ja, wir kommen!“ Als alle Spucken geantwortet hatten und danach die Rufe unbeantwortet blieben, kam der Teufel selber und ließ die Tür einschlagen – und sah, dass das Zimmer leer war! Er geriet fürchterlich in Wut und schickte sofort seine Diener los, sagte zu ihnen: „Rennt, Leute, jagt ihnen nach, und was immer ihr findet, bringt zu mir! Ob das ein Rad ist oder ein Ochse oder ein Hund, bringt es her! Lasst nichts und niemanden gehen! Wer weiß in was sie sich verwandeln – dass ihr mir sie nur herbringt!“ Währenddessen waren die beiden auf der Flucht und rannten um ihr Leben, da hörte sie, dass jemand ihnen nachjagt, sie legte ein Ohr auf den Boden, horchte und sagte: „Da rennen sie schon hinter uns her, die Diener meines Vaters, wir müssen uns verstecken, damit sie uns nicht finden!“ Sie rannten zu einem abgebrannten Häuschen, sie verwandelte sich in einen Ofen, schwarz gebrannt vom Feuer, und ihn machte sie zu einem Brot, das in dem Ofen lag, völlig verkohlt. Die Diener kamen herbei gerannt, schauten sich in dem Häuschen um, sahen, dass nach dem Feuer nichts übrig geblieben war, da kehrten sie um und berichteten dem Teufel, dass sie nichts gesehen hatten, nur einen abgebrannten Herd und ein verkohltes Brot darin. Der Teufel geriet in hellen Zorn und sagte: „Die hättet ihr nehmen sollen, das waren sie!“ Er schickte andere Diener aus und befahl ihnen noch heftiger, die beiden unbedingt herbeizuschaffen. Währenddessen waren die beiden aus Leibeskräften weiter gerannt, wieder legte sie ein Ohr auf den Boden, hörte, dass jemand hinter ihnen herjagte und sagte zu ihm: „Sie laufen wieder, wir müssen uns verstecken, damit man uns nicht findet!“ Sie verwandelte sich in eine Kapelle und ihn in einen Priester, der die Messe liest. Die Diener kamen herbeigerannt, schauten sich um, wagten nicht, die Messe zu stören und gingen zurück, sagten, sie hätten nichts gefunden, nur eine Kapelle und einen Priester. Der Teufel spuckte Schaum vor Wut und sagte: „Das waren sie, die hättet ihr mir bringen müssen!“ Er schlug die Diener und rannte selbst hinter den Flüchtenden her. Die waren unterdessen an einen großen See gekommen, da hörten sie wie es donnerte, sie sagte: „Jetzt wird es übel, der Vater ist hinter uns her, aber ich werde dich retten!“ Sie verwandelte sich in eine Ente und ihn in ein Entenküken, sprang in den See und hieß ihn sich nahe bei ihr zu halten, sie sagte: „Weich bloß nicht einen Schritt von meiner Seite!“ Und der Teufel kam angerannt und donnerte mit den Hufen und brüllte schrecklich, und rief ihnen zu, sie sollten nach Hause kommen! Sie aber gehorchte ihm nicht, schlug mit ihren Flügeln, und das Wasser warf Feuerblasen auf um sie herum, und der Teufel konnte nicht an sie herankommen: er konnte nicht weiter und auch nicht mehr zurückgehen. Da brüllte er sie an: „Hör auf!“ Aber sie antwortete: „Lass mich gehen, dann kannst du auch verschwinden!“ Lange hielt sie das durch, machte immerzu Feuerblasen und schützte ihren Mann mit dem Flügel, da sah der Teufel ein, dass er nichts machen konnte und versprach ihr zu gehen und sie gehen zu lassen. Da hörte sie auf. Der Teufel brüllte wie ein Stier und rannte zurück nach Hause, aber sie hatte alle noch Angst und verließ den See nicht, solange sie ihn donnern hörte. Als es still wurde, stiegen beide aus dem See, sie verwandelte sich wieder in ein Mädchen und ihn in einen Burschen und sie gingen los – gingen lange, lange, bis sie zu seinen Eltern kamen. Die waren schrecklich froh und feierten ein großes Fest, und ihre Schwiegertochter liebten sie sehr dafür, dass sie ihnen den Sohn gerettet hatte. Danach lebten sie glücklich und zufrieden, und vielleicht leben sie ja noch heute. Ich weiß nicht, vielleicht ist das so geschehen, es trägt sich ja allerhand zu auf der Welt!

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